“Love is all you need“ Waren es einst „millionen“ Kerzen, so erreichen heute Melodien die Herzen… Grandioser Tourauftakt der Erfolgsband „Voice 4 U“ in Augsburg.

  Meine Ohren sind im Laufe der Jahre verwöhnt und anspruchsvoll geworden was Musik betrifft. Gerade Musicals sind es, die auf den Bühnen durch perfekte Bühnenbilder, Kostüme, Ausstattung und raffinierte Choreos bestechen. Gerne kann man daher glauben, dass es umso schwerer ist, Songs in Form eines Konzertes unterhaltsam zu präsentieren.  Hier fällt der visuelle Teil weg und was bleibt ist Musik und Stimmen. Beides muss im Rahmen eines Bandkonzertes extrem aufeinander abgestimmt sein und harmonieren, denn es gibt schlichtweg nichts, was hier über noch so kleine Fehler hinwegtäuschen könnte.

„Das fängt ja gut an“… Auf beinahe jedem Sitzplatz liegen die neuen, wie wir später erfahren, tages-druckfrischen Flyer aus. Stilvoll, farblich harmonisch abgestimmt, aufs Wichtigste beschränkt, aussagekräftig, … ganz so wie es die Band selbst ist. Eine tolle Überraschung, da darin nicht nur die Bandmitglieder namentlich mit Bild vorgestellt werden, auch die komplette Songliste kann man entnehmen, was so manchen Freudenschrei noch vor dem Konzert in den Reihen auslöst.

Früher war Voice 4 U für ihre Candle-Light-Konzerte berühmt (MFJ berichtete mehrfach). Heute präsentiert sich die Band mit leicht veränderter Besetzung und einer Story, die sich wie ein roter Faden durch das Konzert schlängelt.

Heimliche Stars der Konzertreihe sind die kleine Felicitas (Tochter des Frontsängers der Band, Rico Klemm) und Schauspieler und Synchronsprecher Pat Murphy. Sie erzählen den Besuchern in Form von Einspielern zwischen den Songs die Geschichte einer großen Liebe, nämlich die des Großvaters. Er erzählt, wie jeder gerne einen Menschen an seiner Seite wissen mag, der ihn bedingungslos liebt, so wie er ist (Musical „We will rock you“ / Somebody to love)… Es ist diese noch unbeschreibliche Sehnsucht die existiert, die man noch nicht in Worte fassen kann (7. Sinn/Herbert Grönemayer und „Jemand wie du“ aus dem Musicals „Jekyll & Hyde). Dann lernte er Oma kennen  (Musical „Die Päpstin“/ Wehrlos) sie verlieben sich (Film „Rapunzel neu verföhnt“ / Endlich sehe ich das Licht), trotzen allen Zweifeln ihres Umfeldes und heiraten schließlich. (Musical „Sister Act“/I will follow him.) Er erzählt auch von den Schwierigkeiten in einer Liebe. Man streitet (Always on my mind/Elvis Presley, Symphonie/Silbermond), versöhnt sich (Halleluja/Leonard Cohen, Bridge over troubled water/Simon & Garfunkel), bis vielleicht das Schicksal zuschlägt (Tears in heaven/Eric Clapton). Am Ende bleibt die Erkenntnis, dass wahre Liebe über den Tod hinaus besteht. (Hinterm Horizon/Udo Lindenberg, All you need is love/The Beatles).

Die Geschichte wird auf eine Art und Weise erzählt, in der sich nahezu spielend Witz, Charme, Tiefgang aber auch absolut menschliche Reaktionen miteinander verbinden und am Ende ein großes Ganzes-  eine Geschichte der Liebe- ergeben. Ausgewählte Kulisse ist dabei der verstaubte Dachboden des Hauses, in dem die kleine Feli zufällig Fotos des Großvaters entdeckt und somit das Fragenkarussell angekurbelt wird. Die markante, sehr liebevolle Stimme von Pat Murphy wird komplettiert durch eine fröhliche, witzige Stimme und ein herrlich mitreißendes, kindliches Lachen von Felicitas. Die Kleine ist ein Schmuckstück. Da gingen so ziemlich alle Herzen im Zuhörerraum auf. Ihre Lebendigkeit und ihren Witz kann man sogar durch ihre Stimme klar erkennen. Tolle Idee, die Geschichte und den Einsatz von Sprechern. Ein Konzept das überzeugt und aufgeht.

Kommen wir zum Programm. Hier geben sich Songs aus den Genres Musical, Film, Pop und Oldie die Klinke in die Hand. Eine unglaubliche Mischung, die man sich vielleicht im ersten Moment nicht in Verbindung vorstellen kann, die aber in sich wirkt, sich ergänzt und am Ende zu einer einzigen Logik verschmilzt. Die Geschichte erklärt letzte Zweifel. Es ist schon faszinierend, wie es diese Band immer wieder schafft, Akzente inmitten des Konzertes zu setzen, auch emotionale Tiefpunkte, wie sie das Leben schreibt, anzusprechen, ohne aber abzufallen. Voice 4 U besingt das wahre Leben, nimmt die Zuhörer an die Hand, führt sie durch alle möglichen Phasen, aber lässt sie nie im Stich. Voice 4 U entführt sein Publikum, aber überlässt es sich niemals alleine. Es leitet das Publikum und fängt es auf, noch bevor es zu fallen droht. Eine wunderbare Mischung, die zum gesamten Bild der Band passt, authentisch, natürlich und verständlich. Die Stimmung ist ruhig, entspannt, alles wirkt gerade so, als wenn die Zeit still steht. Ein Geschenk in der heutigen Zeit. Ein Stück Auszeit, Urlaub… Zeit zum Träumen. Voice 4 U ist Kaviar für die Seele.

Schon in der zweiten Etappe der letzten Tour war es Cordula Wegerer, die für Regine Sauter den Part der weiblichen Stimme übernahm, nachdem diese Mutter wurde. Auch der Bassist Harry Cocetti ist nicht mehr dabei, für ihn ist Frank Stimpfig mit von der Partie. Er fühlt sich sichtlich wohl und hat sich nicht nur optisch in Harry’s Fußstapfen begeben 😉 Das Zusammenspiel auf der Bühne ist wunderber und er knüpft bereits zarte Bande mit dem Publikum. Amüsant auch, man könnte auf den ersten Blick meinen, er sei ein Double seines Vorgängers. Frank und Cordula haben sich – ganz im Stil von Voice 4 U – HARMONISCH eingefügt. Gerade Cordula Wegerer ist sichtbar und hörbar anzumerken, dass sie nun richtig angekommen zu sein scheint. Stimmlich noch kraftvoller und ausdrucksstarker präsentiert sie ihre Songs auf der Bühne mit mehr Mimik und Gestik. Ihre Ausstrahlung wirkt wesentlich gelassener, cooler, entspannter. Es ist nun so, als wenn sie schon immer dabei gewesen wäre.

Für Sänger Rico Klemm ist es die zweite Tour, die er mit Voice 4 U absolviert. Ein Profi durch und durch, stimmgewaltig, gewohnt  lässig und mit einer großen und überzeugenden Affinität zum Entertainer. Stimmlich variiert er in feinen Nuancen, passend zum Song, ohne dabei seinen Stil und seine Stimme wesentlich zu verändern, einfach toll.

Nach wie vor schweben mit einer Leichtigkeit die Finger von Reinhold Ohmayer über die Tasten. Er zaubert mit seinen Klängen am Keyboard Fülle und Volumen in die Musik.

Tino Mende regiert noch immer gekonnt und lässig über seine Becken und Trommeln. Mal streichelt er sein Instrument kaum merklich, um im nächsten Moment wieder mit voller Power den Takt anzugeben.

Last but not least wäre da der Gitarrist und Backroundsänger Adrian Winkler (Interview folgt auf MFJ). Seine sanften Klänge lassen erschauern und unterstreichen gerade die ruhigen Gesangspassagen auf eine bezaubernde Weise. Während Rico und Cordula schon unglaublich harmonisch und stimmig singen, so war es Adrians Backroundgesang, der eine volle und weiche Nuance in den Gesang brachte. Kenner und Fans aber wissen längst, dass Adrian eigene Bandprojekte hat, z.B. „Balloon“ oder „Palmtree“ und ein hervorragender Sänger mit sanfter Rockstimme ist. Zeit wurde es, ihm die Bühne für einen Song zu überlassen. Welcher Song wäre prädestinierter als „Tears in Heaven“. Eine derartig berührende und überzeugende Version habe ich nie zuvor von diesem millionenfach gecoverten Song gehört. Dies bestätigt sich mir, denn das  Publikum brach nach einer kurzen Pause des Genusses in Jubelstürme aus. Dies war schon wirklich ein wahres Schmankerl im Rahmen dieses Konzertes.

Cordulas Highlight war unbestritten „Das bin ich“ aus dem Musical „Die Päpstin“. Mit einem Song von einer der renommiertesten Musicaldarstellerinnen Deutschlands, Sabrina Weckerlin, (die die Rolle seit Jahren verkörpert) anzutreten ist mutig. Sie singt ihn kraftvoll und stark, dabei hat sie einen Ausdruck in Stimme und Mimik, die einfach passend zum Song den Inhalt glaubwürdig transportiert. Umso mehr freut es, dass sie dieses Stück bravourös meistert und verdient dafür langanhaltenden Applaus.

War es letzte Saison noch Ricos „Only you“, das die Damenwelt vom Hocker gerissen hat, so war es dieses Mal „When a man loves a woman“, was die Zuschauer, weiblich sowie männlich, mitriss. Noch bevor der letzte Ton angespielt war, endete das Lied in einem Sturm von begeistertem und wohlverdientem Applaus. Ebenso ein Highlight war unbestritten sein Soloeinsatz mit Blockflöte beim Filmtitel „Endlich sehe ich das Licht“ aus Rapunzel neu verföhnt. Es ist schon unglaublich, welche Töne er aus einem so kleinen Instrument lockt, das oft als quietschig und schrill verurteilt wird. Völlig zu Unrecht, denn Rico beweist, wie harmonisch Flöte sein kann, wenn es nur überlegt eingesetzt ist. Die Akustik trägt die Töne inmitten der Zuschauer und lässt Sehnsucht und Träume frei werden. Wunderschön!

„Jemand wie du“ aus dem Musical Jekyll & Hyde ist immer wieder ein Ohrwurm. In dieser Version jedoch ist es ein besonderes Licht am Firmament. So wechseln sich Cordula und Rico in den Strophen ab, im Refrain „Doch wenn jemand wie du…“ geht das Stück in ein Duett über, traumhaft harmonisch vereinen sich die Stimmen und am Ende klingen sie ohne jegliche Eile, in einem entspannten „Piano“ aus.

Ebenso erging es im Lied „Always on my mind“. Emotional von Cordula vorgetragen, begann man als Zuhörer gerade gedanklich zu spinnen, wie sich das wohl als Duett anhören möge und just in dieser Sekunde stimmt Rico ein und das Ergebnis ist – wie man es von Voice 4 U gewöhnt ist – umwerfend schön intoniert.

Manche Songs sind ja wirklich so derart berühmte Klassiker, dass sich viele Künstler gar nicht erst an sie heran wagen, weil man es schnell als „misslungen kopiert“ beschreiben könnte. Nicht immer gelingen Interpretationen. Doch auch im Fall „Bridge over troubled water“ oder „Always on my mind“ sowie „All you need is love“ haben Voice 4 U auch hier alles im Griff. Es ist schon erschreckend, fast mysteriös, was dieser Band alles gelingt. Sie machen aus den Songs ihre eigene Version und dennoch erkennt man stets das Original. Ich hinterfrage nicht, wie das möglich ist. Warum? Weil ich es nicht ergründen kann und lieber die Augen schließe, die Ohren öffne und genieße…

Als weiteres Schmankerl und Highlight zugleich präsentiert Voice 4 U zwei Eigenkompositionen. „Music is what we are“ bildet den Abschluss des ersten Konzertteiles und wird euphorisch applaudiert. Der Text passt aber auch wie die berühmte Faust aufs Auge zu Voice 4 U. Ebenso „Ich halt dich fest“, was zur Mitte des zweiten Konzertteiles seinen Einsatz findet. Dies bestätigt meinen Eindruck, Voice 4 U nimmt dich an die Hand und führt dich. Tolle Songs und man darf sich als Zuschauer mit Sicherheit auf neue Titel freuen, die ebenso mitreißen und begeistern. Chapeau!

Mal wieder kann man abschließend sagen, dieser Abend bleibt unvergessen. Ein Konzert der Extraklasse, mit Charme, Witz, Niveau, vielen Emotionen und einer vortrefflich gelungenen Mischung von Songs. Voice 4 U hat mal wieder einen Meilenstein in seiner Bandgeschichte geschrieben. Ich frage mich schon jetzt zu Tourbeginn, wie wollen sie sich nächstes Jahr selbst toppen? Egal, der Moment zählt, daher, liebe Leser, Voice 4 U tourt  bis Ende Januar, weitere Termine sind in Planung. Wer Zeit und Lust hat diese Ausnahmeband zu erleben, der sollte dies tun. Sie ist es wirklich wert. Morgen geht es in Augsburg weiter. Termine s.u. Voice 4 U! Meine Stimme habt ihr, im wahrsten Sinne des Wortes 😉

Fotos: Marina C. Bunk

Vorläufige Tourdaten:

Dezember 2013
07.12. Samstag – Augsburg – Parktheater
08.12. Sonntag – Laupheim – Schloss Großlaupheim
28.12. Samstag – Neuburg/Donau – Apostelkirche
29.12. Sonntag – Kaufbeuren – Stadtsaal


Januar 2014
05.01. Sonntag – Senden – Bürgerhaus
06.01. Montag – Mindelheim – Forum
15.01. Mittwoch – Augsburg – Parktheater
19.01. Sonntag –  Kempten – Kornhaus
31.01. Freitag – Augsburg – Parktheater

Februar 2014
21.02. Freitag – Langenargen – Münzhof (abgesagt)

März 2014
14.03. Freitag – Aichach – TSV-Halle
17.03. Montag – Neu-Ulm – Wiley-Club
21.03. Freitag – Nördlingen – Stadtsaal Klösterle 30.03. Sonntag – Bamberg – Hegelsaal
Infos zu weiteren Terminen und Tickets gibt es unter
Homepage der Band: www.voice-4-u.com
Facebook: Voice4U
oder auch zu finden über unsere Facebooksite MFJ Musicalfotojournalismus
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