Andrew Lloyd Webber’s EVITA am hessischen Staatstheater Wiesbaden

Am Wiesbadener Staatstheater feierte „Evita“ am 05. Oktober 2013 eine umjubelte Premiere im grossen Haus des Theaters und begeistert seitdem das Publikum.
Das Stück stammt von Andrew Lloyd Webber und schreibt schon seit dem Jahr 1978 Erfolgsgeschichte. Die Gesangstexte stammen von Tim Rice, die deutsche Übersetzung von Michael Kunze.

EVITA gehört zweifelsohne zu den beliebtesten und erfolgreichsten Musicals aus der Feder Webber/RIce. MFJ-JUST MUSICALS war gespannt, wie diese Inszenierung umgesetzt ist.

Direkt zu Beginn startet das Stück recht dramatisch mit der Beerdigung von Eva Duarte de Perón, die liebevoll Evita, am 19. Oktober gespielt von Beatrix Reiterer, genannt wird. Thomas Christ, der die Rolle des Che verkörpert, führt durch die Lebensgeschichte von Evita und es wird schnell klar, dass er sich nicht mit all den trauernden Menschen identifizieren kann, sondern Evita’s Tod recht zynisch betrachtet. Anfangs sieht man Evita als kleines Mädchen (Jasmin Frey) das von einer grossen Showkarriere träumt. Als Teenager hatte sie eine Affäre mit Magaldi, der von Christopher Rickerby verkörpert wird, und erpresste diesen sie mit nach Buenos Aires zu nehmen. Einige Jahre später wurde sie die Ehefrau des argentinischen Diktators Juan Perón, gespielt von Peter Bording. Evita war nicht nur Juan’s Ehefrau, sondern auch eine selbstbewusste, einflussreiche Frau und Politikerin, die sich aus dem Nichts weit nach oben kämpfte um ihren Traum Vizepräsidentin von Argentinien zu werden verwirklichen zu können. Im Alter von nur 33 Jahren verstarb Evita an Krebs…

Die Besetzung des Stückes ist wirklich wunderbar gewählt. Bei Beatrix Reiterer hat man nicht das Gefühl, dass sie die Rolle der Evita nur spielt sondern auch in ihr steckt und lebt. Reiterer ist die alternierende Besetzung der Evita. (Anm. d. Red) Erstbesetzung ist Milica Jovanovic, die MFJ – JUST MUSICALS leider versäumt hat, da diese am Freitag, 18.10.2013 eine grandiose Premiere mit „Love never dies“ in Wien in der Hauptrolle der Christine feierte). Reiterer gibt mit ihrer sehr angenehmen und ausdrucksvollen Stimme gerade dem Klassiker „Wein’ nicht um mich, Argentinien“ einen ganz besonderen und gefühlvollen Charakter. Thomas Christ scheint mit seiner Rolle als Che das Stück etwas an sich zu ziehen, was dem Stück aber keinen negativen Touch gibt. Christ überzeugt mit seiner teils lockeren, coolen und dann auch wieder frechen und zynischen Art und führt das Publikum sehr gut durch die Lebensgeschichte Evitas, wofür er am Ende auch grossen Applaus erntet.
Sowohl Christopher Rickerby (als Magaldi) und Peter Bording (Evitas Ehemann Juan) stellen ihr Können alleine schon durch ihre sehr vielfältigen Stimmen unter Beweis.
Etwas in den Hintergrund gestellt wirkten die Rollen von Eva’s Familie. Diese waren leider nur zu Beginn des Stückes und gegen Ende present, wirken ansonsten im Ensemble mit.

Anfangs wirkt die Kulisse durch weisse und dann in bunt-gemusterte von der Bühnendecke herab hängende Leinentücher recht schlicht und einfach, doch während des Showverlaufs wird man schnell eines besseren belehrt: schwere Bühnenteile werden immer wieder mechanisch hoch und runter gefahren, dienen so als verschiedene Ebenen, so z.B. als mehrstöckiges Haus in dem sich unten ein nobel eingerichtetes Wohnzimmer mit Wendeltreppe befindet.
Wunderbar umgesetzt isevita_c_lenaobst_0755t die Szene in der Evita ihre Ansprache an ihr geliebtes Argentinien hält und „Wein’ nicht um mich, Argentinien“ singt. Im Wiesbadener Staatstheater steht Evita in dieser Szene zusammen mit ihrem Mann Juan auf der Empore des Theaters, die sich hinter dem Publikum befindet. Dieses Bild wird auf die Bühne auf eine Leinwand projeziert, auf der im Hintergrund das argentinische Volk und im Vordergrund die kleine Evita, die die Ansprache der erwachsenen Evita stolz verfolgt, steht. Optisch und auch gesanglich ist dieser Moment für die Zuschauer der wohl beeindruckendste des Stückes, abgesehen von den tollen Kostümen der Darsteller und besonders von Evita, die in einem wunderschönen weissen Kleid traumhaft aussah.

Unterstützt werden die Darsteller durch das Orchester, den Chor sowie den Jugendchor, einem Extra-Ballett und Statisterie des hessischen Staatstheaters Wiesbaden.

EVITA – die Rollen:

Eva Milica Jovanovic / Beatrix Reiterer
Che Thomas Christ
Perón Peter Bording
Magaldi Philippe Ducloux /Christopher Rickerby
Mistress Sarah Jones / Ágnes Szalai
Kleine Evita Jasmin Frey
Eva’s Familie Ines Behrendt / Petra Urban, Felicitas Geipel, Katrin Gietl, Philipp Georgopoulos / Pierre Humphrey
Admiral Marc-Wolfgang Frey / Giorgio Martin

EVITA – Die Macher:

Musikalische Leitung Wolfgang Wengenroth / Benjamin Schneider
Iszenierung und Choreografie Pascale-Sabine Chevroton
Bühne Roy Spahn
Kostüme Tanja Liebermann
Choreinstudierung Anton Tremmel
Dramaturgie Stephan Steinmetz

Vorstellungsdauer: 2 Stunden 30 Minuten, eine Pause.

Die weiteren Termine:

Sonntag, 27.10.2013 um 19:30 Uhr, Großes Haus
Sonntag, 10.11.2013 um 19:30 Uhr, Großes Haus
Dienstag, 12.11.2013 um 19:30 Uhr, Großes Haus
Freitag, 29.11.2013 um 19:30 Uhr, Großes Haus
Dienstag, 31.12.2013 um 15:00 Uhr, Großes Haus
Dienstag, 31.12.2013 um 19:00 Uhr, Großes Haus

Weitere Infos unter: www.staatstheater-wiesbaden.de

Fotos: © Obst (für Staatstheater Wiesbaden)

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