Medienpremiere Sister Act, 08.12.12 Stuttgart

Nicht nur was für Katholiken. Sister Act hat den wilden Süden erreicht.

Gibt es jemanden der den Film Sister Act nicht kennt? Wenn ja, riesige Lücke!
Setzen, sechs, bzw. sofort ansehen!!!!
Leider ist die Story des Movies nicht 1 zu 1 übernommen worden, was nicht so schlimm ist, wie die Tatsache, dass kein einziger Song aus dem Film im Stück vorkommt. Hat doch die Musik nicht minder zum Erfolg beigewogen? Oh doch. Aber die Songs, die extra für die Bühnenversion geschrieben wurden, sind ein himmlisches Geschenk. Trotzdem ist es für viele ein No-go ohne die Mucke aus dem Film. Ich sage, lasst euch davon nicht abschrecken!

Zurück zur Story: In der Stuttgarter Version schreiben wir 1977 Adventszeit, in Philadelphia. Zumindest wird Weihnachten ein paar Mal erwähnt. Ob dies nur zur passenden Jahreszeit gewählt wurde oder auch im Sommer bei 30 Grad so bleibt werden wir sehen.


Deloris van Cartier versucht ihren Lover Curtis Jackson davon zu überzeugen sie in seinem Club auftreten zu lassen. Und yeah Baby, sie ist fabelhaft! Was Deloris nicht ahnt, ihr Curtis ist ein skrupelloser Gangster. Dies wird ihr klar, als sie unfreiwillig Zeugin eines Mordes wird, den er veranlasst. Natürlich kann Mr. Jackson keine Zeugen gebrauchen und beauftragt seine drei Komplizen, Deloris zu finden und sie zum Schweigen zu bringen.
Rettung erhofft sich Deloris bei der Polizei.
Der sehr genaue und ein wenig schusselige Officer Eddie Fritzinger ist ein alter Bekannter aus der Highschool. Fritze Schwitze. Ist er der Richtige? Aber sicher. Denn er hat das perfekte Versteck für die aufreizende, laute Zeugin: das Kloster zur heiligen Jungfrau.
Die Mutter Oberin sowie Deloris selbst sind beide weder voneinander noch von der Idee begeistert, das Kloster als Unterschlupf und Schutz einzusetzen. Doch Monsignore O’Hara und Officer Fritzinger haben den Deal besiegelt. Außerdem kann die Kirche das Geld sehr gut gebrauchen. Stehen das Kloster doch kurz davor die Kirche an zwei Russen verkaufen zu müssen. Um die Tarnung perfekt zu machen bekommt Miss van Cartier eine Nonnentracht sowie den Namen Schwester Mary Clarence… Nein, sie schielt nicht, wie der gleichlautende Löwe.

Die anderen Schwestern nehmen die schräge Mary Clarence sehr schnell und liebevoll auf. Bei einem nächtlichen Ausflug in die Kneipe gegenüber wird sie natürlich von der Mutter Oberin erwischt und zur Strafe in den Chor gesteckt. Dies ist wahrhaftig eine Strafe!
Der Gesang ist weder liebreizend noch göttlich. Doch Dank Deloris entpuppt sich der Chor und somit der wöchentliche Gottesdienst zu einem Segen. Die Kirchebänke werden zunehmend voller besetzt und auch das Spendenbarometer steigt. Voller Freunde begrüßt Monsignore O’Hara: „Und zum ersten mal seit 30 Jahren ist auch unser Balkon wieder voll besetzt. Lasst mal hören, wie das von da oben klingt“. Ob diese Textzeile bleibt? Wie wir wissen, lässt die Stage sehr gerne die (Theater-)Balkone für die Besucher geschlossen… Leider zu gerne.

Der Erfolg des Kirchenchores ist phänomenal. In den Medien wird davon berichtet, was natürlich nicht an Curtis Jackson vorbeigeht. Also beauftragt er seine drei Jungs Deloris endlich „kalt zu machen“. Für echte Kerle ist es doch kein Problem eine Nonne anzubaggern und sich somit zutritt ins Kloster zu beschaffen. Hier sieht man eine sehr lustige Szene mit enorm viel Sexappeal.

Da die Gerichtsverhandlung bevorsteht und das Kloster, Dank der Publicity, nicht mehr sicher ist, versteckt Eddie Deloris in seiner Wohnung. Sie träumt nun endlich von der großen Karriere. Aber da sind ja noch die Schwestern. Kurz vor ihrem großen Auftritt hat sie sie allein gelassen. Werden die Nonnen es schaffen alleine vor dem Papst zu singen?
Ist ihr Glanz und Glamour wichtiger als ihre Schwestern, ihre Freundinnen? Natürlich nicht. Also macht sie sich auf, um die Mädels beim Auftritt vor seiner Heiligkeit zu unterstützen. Und wen trifft sie im Kloster an? Curtis und seine Ganoven. Schützend stellen sich die Schwestern vor Deloris. „Nimm mich statt ihrer“. Ein Schuss fällt, aber nicht Curtis schoss. Schwitze Fritze! Endlich hat er seine Waffenphobie hinter sich und schießt dem Gangster in den Arm. Deloris ist gerettet und der Held holt sich seinen verdienten Kuss ab.
Nun steht dem Auftritt nichts mehr im Wege. Und siehe da, seine Heiligkeit höchst persönlich jubelt dem Chor zu.

Besetzung:

Zodwa Selele verkörperte schon in Hamburg die Deloris van Cartier und sie ist umwerfend.
Die Frau hat Stimme, Ausstrahlung, ist komisch und die Gesten von Whoopie hat sie voll drauf. Wie vielschichtig diese Künstlerin ist zeigen ihre bisherigen Angagements wie König der Löwen, Aida, Hairspray und nun Sister Act. Danke, dass du in Stuttgart bist.

Karin Schroeder als Mutter Oberin ist schauspielerisch einwandfrei. Gesanglich könnte es ein wenig besser sein, aber das stört nicht. Ist sie doch ein Teil der Stuttgarter Theaterszene mit ihren zahlreichen Auftritten im Alten Schauspielhaus. Zuletzt zu sehen in „Ich war noch niemals in New York“.

Einmal die Strasse gewechselt von Rebecca zu Sister Act haben Daniele Nonnis und Fehmi Göklü. Herr Nonnis gibt den Gangsterboss Curtis Jackson zum Besten. Wow, sieht der gut in dem Anzug aus. Gesanglich und schauspielerisch gibt es nichts auszusetzen. Es macht Spaß ihm zuzusehen und zuzuhören.
Fehmi Göklü’s Rolle des Erkan war in Hamburg der Italiener Dinero. Herr Göklü interpretiert „krass“ seine Rolle. Erwähnt er es in jedem Satz. Krasse Sache.
Die Gang besteh noch aus TJ und Joey (in Hamburg Bones), welche von Luigi Scarano und Benjamin Eberling verkörpert werden. Alle drei sind ein tolles Gespann. Voller Komik, krassem Chaos und sexy Posen. Daumen hoch, bzw. „gefällt mir“

Warum man die Namen des Bones auf Joey und Monsignore Howard in Stuttgart auf O’Hara geändert hat ist für mich nicht ersichtlich. Aber es ist nun mal so.

Gino Emnes, der süße, schwitzende Officer Eddie Fritzinger. Klasse gemacht. Schauspiel und Gesang wundervoll.

Wundervoll in der Rolle des Monsignore O’Hara, Anton Rattinger.

Nun zu den Schwestern.
Sehr süß und zerbrechlich spielt Madeleine Lauw die junge und schüchterne Novizin Mary Robert. In der Hamburger Fassung erfährt man auch wie sie ins Kloster kam, was in Stuttgart leider nicht der Fall ist.

Nicht zu übersehen und –hören ist Mary Patrick. Sonja Atlas durfte bereits in Wien in diese Rolle schlüpfen. Hat mir sehr gut gefallen.

Mary Lazarus, die alte Nonne und Chorleiterin, die sich zum Rapper entwickelt. Super toll von Regina Venus dargestellt, die der ein oder andere aus Ich war noch niemals in New York (Stuttgart) kennen sollte. Yo Jay-Z, wie wäre es mit einem gemeinsamen Song?
Ich würde mir die CD kaufen.

Ensemble:
Einige Hamburger Nonnen fanden den Weg ins Ländle.
Erdmuhte Kriener, Henriette Grawwert, Anne Hoth und Kristina da Costa.

Wen finden wir noch in der Cast?
Tanja Schön
Holly Hylton
Yvone Köstler
Pamela Zottelle
Lana Gordon
Fabieana Denicolo
Lanie Sumalinog
Melanie Gebhard
Harald Tauber
Dominik Doll
Dirk Weiler

Swings:
Marina Lechner
Gemma West
Stephanie Sturm
Tressa Schreiber
Vanessa Wilcek
Kati Heidebrecht
Oliver Agaard-William
Terry Alfaro
Christopher Ryan
Maryanne Kelly
Mischa Mang

Worin unterscheidet sich die Hamburger Version zur Stuttgarter?
Zuerst einmal muss man sagen, dass nicht nur Gags & Szenen geändert wurden, sondern ganze Songs gestrichen & ersetzt wurden. Hat man doch das, meiner Meinung nach zur Story beitragende, Lied „Mein Ruf“ ersetzt durch einen Song der lediglich das „Tollste“ am Nonne sein darstellt. War es doch wichtig zu erfahren, dass die kleine Mary Robert von ihren Eltern in der Kirche abgelegt wurde und nicht wie all ihre Nonnenschwestern von Gottes Ruf ereilt wurden und freiwillig im Kloster ist. Das erklärt auch, warum sie raus aus dem Kloster will und das Leben sehen, das sie glaubt verpasst zu haben.
Auf der anderen Seite wurde ein neues Lied hinzugefügt, in dem der Zwiespalt der Mutter Oberin deutlich wird, und ihr ringen mit sich und ihrem Glauben an Gott offensichtlich wird.

Das Bühnenbild ist nicht dasselbe und auch manche Szenen wurden „aufgepeppt“, z.B. mit einem Transvestiten. Warum ändert man Soviel? Und einiges nicht mal zum Vorteil der Story. Nicht alle Änderung sind zum Nachteil, aber die meisten einfach nicht wirklich nachvollziehbar.

Was auch sehr wunderlich und dem „Sparzwang“ der Stage ähnlich sieht, ist es eine CD aus einer anderen Stadt zu verkaufen, auf der andere Songs sind und Lieder aus der aktuellen Fassung fehlen. Das mag mit Sicherheit noch den ein oder anderen Besucher, der erwartungsvoll das Stück erworben hat, verwundern oder sogar verärgern. Es ist zu hoffen, dass hier auch eine Neuauflage der Bühnenversion gepresst wird. Damit dürften dann auch die Kritiker verstummen.

Alles in Allem aber hat Sister Act großen Spaß gemacht und dürfte auch im Schwabenländle wie vorangegangene Stücke mit Erfolg anknüpfen. Es ist dem Stück zu wünschen.

Bericht: Tanja Döbele und Jenny Dieterich
Fotos: Stage Entertainment

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