„Doktor Schiwago“ – erfolgreiche deutsche Erstaufführung an der Musikalischen Komödie in Leipzig

©Kirsten Nijhof

Mit großen Erwartungen hob sich am 27.01.2018 der Vorhang für „Doktor Schiwago“ (Lucy Simon-Musik, Michael Weller-Buch, Michael Korie und Amy Powers-Gesangstexte) in der Musikalischen Komödie Leipzig. Die Inszenierung von Cusch Jung wurde begeistert gefeiert und dies zu Recht. Hier passte alles zusammen: Die balladenreiche Musik, das schwere, düstere Bühnenbild mit einer hinreißenden Lichttechnik, Kostüme aus der Zeit, in der Handlung spielt, nämlich um 1900 herum, der großartiger Chor der MuKo und sehr gut gewählte Darsteller. Alles in sich stimmig und im wahrsten Sinne des Wortes großes Theater. Zurück blieb nach 3,5 Stunden inklusiv 10-minütigem Schlussapplaus ein begeistertes Premierenpublikum. Wer sich das Stück anschaut, sollte aber wissen, worauf er sich einlässt. Es ist kein leichtes Stück, keine gute Laune Musik – es ist schon fast „typisch russisch“: schwer, melancholisch mit einigen Längen und einer bedrückenden Stimmung, die durch den Krieg, die Tode, verletzte Menschen, Balladen und nicht zuletzt der traurigen Liebesgeschichte erzeugt wird.

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Das Stück spielt in den Wirrungen des Krieges, im Zarenreich und der aufkommenden Revolution. Seit der Kindheit ist Doktor Jurij Schiwago mit seiner Frau Tonia (eigentlich Antonina, gespielt von Hanna Mall) befreundet und seit dem Erwachsenenalter auch zusammen und verheiratet. Dies hindert ihn aber nicht daran, auch Gefühle für Larissa, genannt Lara, (Lisa Habermann) aufkommen zu lassen. Ihre Wege kreuzen sich immer wieder und so kommt es, dass sie eine Liebschaft beginnen. Aber auch Lara ist nicht alleine, hat sie doch auch ihren Ehemann Pavel (Pascha) Antipov, den Führer der Roten Armee (Björn Christian Kuhn). Neben Schiwago hat Lara aber noch einen weiteren Verehrer, den sie schon fast ihr Leben lang kennt, Viktor Komarovskij (Patrick Rohbeck). Eine Zeit voller Gefühle, hin- und her gerissen sein und Gefahren durch den Krieg.

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Der Tenor Ammann spielt, authentisch mit Bärtchen, die Titelrolle Schiwago, der zugleich auch Dichter ist. Er gibt der Rolle die nötige Ernsthaftigkeit und besticht mit Gefühl und Gesang, man nimmt ihm, sowie allen anderen Beteiligten, alle Gefühle, die sie durchleben müssen, wie Schmerz, Hoffnung, Verzweiflung und spürbare Liebe absolut ab. Ammann gilt sicherlich auch als Publikumsmagnet, hat er sich doch durch diverse Rollen, unter anderem als Graf Krolock in „Tanz der Vampire“ und Hauptrollen in Stücken wie „Tarzan“, „Show Boat“ und eigenen Shows, einen großen Fankreis aufbauen können. An Ammanns Seite steht Hanna Mall als seine Gattin Tonia, die ahnt, dass es noch eine andere Frau in seinem Leben gibt und die gerne seine Geliebte hassen würde, es aber nicht schafft, da sie doch bei dem Aufeinandertreffen sehr nett ist. Man leidet mit ihr und auch mit Lara (Lisa Habermann), die sich ebenfalls vornahm, die Gattin ihres Geliebten zu hassen, was aber auch nicht gelingt. Beide Schauspielerinnen leisten Großes auf der Bühne und sie vereint ein Duett im zweiten Akt, einer der Höhepunkte des Musicals. Kuhn und Rohbeck in den Rollen des Pascha und Viktor können ebenso überzeugen.

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Schauspielerisch und gesanglich zeigt sich ebenfalls auch hier das gute Händchen für die Besetzungsauswahl. Neben Ammann, Habermann, Mall und Kuhn, die als Gäste der MuKo auf der Bühne stehen, ist auch das Ensemble, der Chor, das Ballett und die Komparserie der MuKo lobend zu erwähnen, da dieses in Solopartien oder als Chor seine kraftvolle Seite zeigt. Leider versucht aber an manchen Stellen, das Orchester (musikalische Leitung Christoph-Johannes Eichhorn) dagegen anzuspielen, so dass dieses sehr, beziehungsweise „zu“, laut wird und man leider den Chor nicht mehr verstehen kann.

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Kostüme und Bühnenbild tun ihr Übriges, um diese besondere Atmosphäre zu erschaffen. Beides lag in der Hand von Karin Fritz und entführt in eine dunkle Welt mit sehr schönen Lichteffekten (Thorsten Mengel) und liebe fürs Detail.

Es ist ein großes Theaterstück geglückt, welches schon vor der Premiere an allen Vorstellungsterminen ausverkauft war. Wer das Glück hat, eine Karte ergattern zu können, darf sich auf ein intensives Musicalerlebnis mit großartigen Darstellern freuen. Für alle anderen ist zu hoffen, dass sich die MuKo für eine Wiederaufnahme in der kommenden Spielzeit entschließt.

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