„Hair“ – Mit 13.570 Besuchern ein voller Erfolg für den Musicalsommer Amstetten!

(c) Mag. Gerhard Sengstschmid

Schon vor zehn Jahren wurde „Hair“ in Amstetten aufgeführt – für den Sommer 2017 entschied man sich abermals für das Stück aus der Flower-Power-Zeit unter der Regie von Alex Balga, der Choreographie von Jerome Knols und der musikalischen Leitung von Christan Frank. Eine sehr gute Wahl, wie sich an dem begeisterten Publikum, einer Auslastung von 99,91 Prozent und acht Zusatzvorstellungen zeigte. Dieses Jahr setzte man auf Künstler in den Hauptrollen, die bisher noch nicht in Amstetten auf der Bühne standen: Michael Souschek in der Rolle des Berger, Anführer der Tribe, Oliver Arno als Claude, der zur Armee berufen wird und nicht weiß, ob er sich den Wünschen seiner Eltern fügen und für die USA dienen soll, und Marjan Shaki als Sheila, die in Berger verliebt ist. Diese Künstler ergänzen sich auf der Bühne perfekt: Michael Souschek ist ein kraftvoller Berger, agil und frech springt er über die Bühne, zeigt die rücksichtslose Seite von ihm, aber auch die Seite, der Freundschaften wichtig sind, überrascht die Zuschauer indem er in das Publikum kommt und Küsschen verteilt oder seine Unterhose auf der Bühne herunter zieht. Stimmlich einwandfrei gibt er beispielsweise „Donna“ oder „Going Down“ zum Besten – man merkt ihm seine Energie und Spielfreude bei dieser Rolle an. Eine perfekte Besetzung!

(c) Mag. Gerhard Sengstschmid

Oliver Arno spielt glaubwürdig Claude, den jungen Mann, der von der Armee zur Musterung berufen wird und unter dem Zuspruch seiner vaterlandliebenden Eltern in den Krieg ziehen und sie damit stolz machen soll – hier wird deutlich seine Geschichte erzählt. Er selber ist gespalten, was Arno sehr gut oftmals in seiner Mimik und Gestik zum Ausdruck bringt. Er trifft auf die Tribe, die gegen den Krieg sind und friedlich dagegen protestieren, die freie Liebe feiern. Arno begeistert das Publikum, sei es mit den Songs „I Got Life“, „Manchester England“ oder im zweiten Akt mit seinem Trip, der für ein amüsiertes Publikum sorgt. Der -augenscheinliche- Wechsel vom biederen Sohn, der den Eltern gefallen möchte, im Jackett und mit Krawatte, zum Hippie in ausgefranster Jeans und Unterhemd mit Weste ist sehr gut gelungen. An dieser Stelle sei gesagt, dass die Kostüme (Max Wohlkönig) sehr schön sind und ein Gefühl der damaligen Zeit weckt. Mit bunten Röcken und Shirts, alten Jeans, Schmuck, Stirnbändern, Westen kommt ein Gefühl der Leichtigkeit und des Sommers auf.

(c) Mag. Gerhard Sengstschmid

Marjan Shaki spielt Sheila, sie setzt sich auf Demos ein und hängt sehr an Berger, der ihre Verliebtheit aber nicht allzu ernst nimmt und dann auch mal auf ihren Gefühlen herumtrampelt. Sie ist vom Wesen her ernsthafter bei der Sache als Berger; Bergers Einsatz für Frieden wirkt hingegen eher wie eine große Party. Shaki verkörpert Sheila klar, strukturiert und einfühlsam. Nicht nur optisch ein Hingucker, passt sie mit ihrer Stimme sehr gut in diese Rolle, was besonders bei „Easy to Be Hard“ zu hören ist.

Diese drei Darsteller sind wie für das Stück gemacht und werden ergänzt durch bekannte Gesichter wie Jana Stelley (als hochschwangere Jeanie), die bei „Air“ solo zeigen darf, was sie kann und Barbara Obermeier als Crissy, die mit einer wunderbar rauchigen Stimme „Frank Mills“ singt und damit die Zuschauer begeistert. Beide waren schon bei vergangenen Produktionen in Hauptrollen beim Musicalsommer Amstetten zu sehen. Weiter Rollen werden von Chayenne Lont, Christopher Dederichs, Juneoer Mers und Stefan Konrad übernommen, dazu kommen noch elf weiter Mitlieder des Tribe. Ein perfektes, junges Ensemble, das die Hippiezeit neu aufleben lässt; das Thema Krieg, Frieden und Freiheit ist gerade aktuell und im jetzigen Augenblick auch auf aller Welt in den Fokus gerückt. Nach knapp 50 Jahren ist das Stück in Amstetten alles andere als eingestaubt: Es ist frisch und aktuell.

Man arbeitet mit einer tollen, aber einfachen Bühnenausstattung (Sam Madwar), die aber absolut keine Wünsche übrig lässt. Eindrucksvoll wird hier mit Licht (Michael Grundner) gespielt, was besonders am Ende des ersten Aktes, bei dem so gut wie alle Darsteller nackt auf der Bühne stehen (als Protest), erstklassig eingesetzt wird. Dazu kommen viele rockige Songs, es sind ca. 30 Stück, mit den sehr bekannten Liedern wie „Aquarius“, „Let the sunshine in“ oder auch „Good morning starshine“.

Hervorzuheben ist noch Claudes irrer Trip, bei dem er auf Figuren der Zeitgeschichte trifft, wie zum Beispiel Scarlett O’Hara, Abraham Lincoln oder Ulysses S. Grant – grandios und lustig umgesetzt, Szenen die sich aneinanderreihen und Claudes Zwiespalt zwischen den Erwartungen seiner Eltern in Hinblick auf die Armee und friedlichem Protest veranschaulichen.

(c) Mag. Gerhard Sengstschmid

Das Stück ist schwungvoll und rockig, es nimmt einen mit und endet mit Standing Ovations. Mit dieser Inszenierung ist den Amstetter Veranstaltungsbetrieben eine außergewöhnliche und hervorragende Show gelungen, man merkt, dass sowohl das Publikum, als auch die Künstler auf der Bühne sehr viel Spaß hatten.

 

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