„The Stamps Quartet“ trat über 1000 mal mit Elvis zusammen auf. Wir führten ein Interview mit Ed Enoch, der mit „Elvis-Das Musical“ auf der Bühne stand und auch wieder bei den Shows im Estrel dabei sein wird

Ed Enoch mit Grahame Patrick Copyright: Nastassja J. Stork

Ed Enoch ist eine Legende: Als Mitglied des legendären „The Stamps Quartet“ stand er für über 1000 Konzerte zusammen mit Elvis Presley auf der Bühne, sang auf Bitte von Vernon Presley auf Elvis‘ Beerdigung im Jahre 1977 und ist seit 2003 mittlerweile Inhaber der Stamps. Nun steht er regelmäßig mit dem Gospelchor zusammen auf der Bühne bei „Elvis-Das Musical“, welches in dem deutschsprachigen Raum auf Tournee gewesen ist. Zur Freude der Fans wird die Tour auch in 2018 weiter vorgesetzt. Dazwischen gibt es noch im Sommer die jährliche Konzertreihe „Stars in Concert“ im „Estrel“ Hotel Berlin. Es ist eine große Ehre, dass uns Mister Ed Enoch für ein telefonisches Interview zur Verfügung stand und wir bedanken uns herzlichst bei ihm für dieses offene Interview. An dieser Stelle ebenfalls vielen Dank an das Elvis-Team.

Nastassja Juel Stork: Wie bist Du zur Musik und dem „Stamps Quartet“ gekommen?

Ed Enoch: Ich wuchs bei meinen Großeltern, die mich großgezogen haben, auf dem Land auf. Dort gab es überall ums Haus herum Musik. Alle Nachbarn, alle Leute, die auf den Farmen in der Nähe arbeiteten, trafen sich am Wochenende mit Akkordeons und anderen Instrumenten – wir saßen dann im Vorgarten unseres Hauses und machten Musik. Das war auch etwas, was ich machen wollte, aber ich dachte, ich hätte nicht genügend Talent dazu. Als ich dann älter wurde, wählte ich Musik an der Schule. Auch nach dem Militärdienst, bei dem ich drei Jahre lang war, war ich weiter an Musik interessiert. Ich machte Zuarbeiten für RCA Victor. In 1969 lernte ich durch den Producer J. D. Sumner kennen und wurde so Bandmitglied der Stamps und bin seit dem dabei. Nach dem Tod von J. D. Sumner 1998 bemühte ich mich um die Lizenz für das Stamps Quartet, welche ich dann auch im Jahre 2003 erwarb. Das ist eine sehr schöne Frage! (lacht)

Nastassja Juel Stork: Du stehst fast jede Nacht auf der Bühne mit „Elvis“ – wie fühlt sich das an?

Ed Enoch: Das Musical mit Grahame Patrick und auch der ganzen Cast fühlt sich genauso wie früher mit Elvis an. Es geht mir sehr, sehr nah. Ich liebe die Musik und das Musical! Als Elvis starb, wollte ich gerne noch weiter machen, aber zu der Zeit gab es nicht viele Leute, mit denen ich dies hätte machen können. Also hielt ich mich erstmal an die Gospelmusik und machte damit weiter. Nun habe ich die Chance bei dieser großartigen Show das alles nochmal zu erleben, diese wichtigen Tage in meinem Leben.

Nastassja Juel Stork: Was meinst Du, wie würde Elvis die Idee und Show finden?

Ed Enoch: Ich denke, wenn Elvis auf uns herunter schauen könnte, wäre er geschmeichelt und glücklich. Er würde die Stimme von Grahame lieben und das Programm sicherlich genießen. Dies ist für mich nicht einfach ein neues Programm, es ist eine Geschichte über Elvis Leben und sehr wirklichkeitsgetreu. Das Stamps Quartet ist nur ein sehr, sehr kleiner Teil dieser Show. Es sind so viele Dinge, die die Show großartig machen und über Wochen am Laufen erhält.

Nastassja Juel Stork: Was ist (für Dich) das Besondere an dem Musical?

Ed Enoch: Das Besondere ist, dass gezeigt wird, wie Elvis zu dem Business kam. Ich kannte ihn zu diesem Zeitpunkt seines Lebens noch nicht und nicht die harten Umstände und das, was er erlebte, wie er den Plattenvertrag bekam. Das ist alles am Anfang der Show zu sehen und das ergriff mich. Als Elvis in 1977 starb, kannte ich ihn sieben Jahre lang, aber wir haben kaum über solche Dinge gesprochen. Das ist nun einfach nur schön für mich.

Nastassja Juel Stork: Welches Lied liegt Dir sehr am Herzen?

Ed Enoch: In der derzeitigen Show machen wir etwas Neues, „Just Pretend“, was ich sehr mag. Ich erinnere mich noch daran, wie ich es mit Elvis gesungen habe. Ach, und wir haben es auch aufgenommen, in den frühen 70ern, das hatte ich ganz vergessen und fällt mir gerade wieder ein (lacht). Ich denke, das ist das Lied, was mir besonders viel bedeutet.

Nastassja Juel Stork: Gibt es besondere Momente, die Du während der Tour erlebt hast?

Ed Enoch: Es gibt viele besondere Momente. Bei 64 Shows, die gespielt sind, wirst Du irgendwann entspannter und alles wird etwas gleichgültiger (lacht). „How Great Thou Art“ und „He Touched Me“ – das sind sehr schöne Lieder und das Publikum mag es sehr, wenn wir diese Lieder singen. Das war auch ein besonderer Moment, als Elvis noch lebte; ich war da noch sehr jung. Manchmal,  drei – vier Mal während der Tour, bringt es mich zum Weinen, es berührt einfach mein Herz und ist ein besonderer Moment für mich.

Nastassja Juel Stork: Ist es nicht manchmal ein merkwürdiges Gefühl für Dich, auf der Bühne zu stehen, die Songs von Elvis zu singen, eine Stimme zu hören, die fast so wie Elvis‘ klingt, aber es ist nicht Elvis?

Ed Enoch: Grahame Patrick kommt für mich stimmlich gleich nach Elvis. Manchmal stehen wir hinten an den Mikros, ich  höre etwas, einen Akkord oder ähnliches, schaue in den Scheinwerfer, sehe Grahame vorne stehen und es fühlt sich genau wie früher an. Ich bin dafür sehr dankbar.

Nastassja Juel Stork: Was hältst Du von den ganzen Leuten, die Elvis imitieren?

Ed Enoch: Das ist eine gute Sache, ich denke, alle verdienen die Chance, die Lieder zu singen und alle, die dies tun, machen es gut und machen damit die Welt glücklich. Ich glaube, dass die Musik von Elvis die Menschen happy macht. Ich bin sehr stolz auf die Leute, die seine Lieder singen.

Nastassja Juel Stork: An was erinnerst Du Dich besonders intensiv, wenn Du an die Zeit denkst, die Du mit Elvis verbringen durftest?

Ed Enoch:How Great Thou Art“, „Bridge Over Troubeld Water“ sind großartig. Elvis sang alles mit einem Herzensgefühl. Manche Songs hatten dieses spezielle Gefühl, wenn er sang. Ich kann es nicht beschreiben. Ich kann nicht genau sagen, was es ist, weil ich es einfach nicht weiß. Aber wenn er es sang, war es sehr besonders und es fühlte sich einfach richtig und ganz besonders tief im Inneren an.

Ed Enoch mit Grahame Patrick Copyright: Nastassja J. Stork

Nastassja Juel Stork: Wie erfuhrst Du von Elvis‘ Tod?

Ed Enoch: Wir wollten an dem Tag, als Elvis starb, auf Tour gehen. Wir warteten auf das Flugzeug, was uns aus Tennessee abholen sollte. Das Flugzeug war spät – sie waren nie zu spät, sie waren in sieben Jahren nie bei irgendetwas zu spät, ich kann mich nicht dran erinnern! Dann bekamen wir einen Anruf, dass die Tour abgesagt worden ist. Als ich wieder zu Hause ankam, lief der Fernseher und dort sagten sie, dass Elvis gestorben sei. J. D. Sumner und ich fuhren nach Memphis zu Vernon. Wir waren alle sehr traurig, es war so unerwartet und wir waren sehr geschockt. Ich dachte immer, Elvis würde ewig leben – aber er tat es nicht. (Man merkt  seiner Stimme an, dass ihm dies noch immer sehr nahe geht; Anmerkung von Nastassja J. Stork)

Nastassja Juel Stork: Gibt es etwas, was Du im Nachhinein anders gemacht hättest?

Ed Enoch: Nun, ja, wenn ich nochmal die Chance hätte, meine Tage zusammen mit Elvis erleben zu dürfen, wäre ich ein besserer Mensch. Ich würde mir mehr Zeit nehmen, die Momente zu genießen, als ich es getan habe. Und ich denke, ich würde versuchen meinen Dad besser kennenzulernen, als ich es getan habe. Und nun bin ich der alte Mann. Ich vermisse meinen Vater.

Nastassja Juel Stork: Was sind Deine Wünsche und Hoffnungen für die Zukunft?

Ed Enoch: Ich möchte gesund bleiben und bei diesem Programm weiter mitsingen und ich hoffe, dass ich weiterhin einen Job habe. Ich liebe die Musik – mehr als das Leben und ich möchte so lange es geht Musik machen.

Nastassja Juel Stork: Hast Du während der Tournee Zeit, Dir die Städte anzuschauen oder siehst Du oftmals nur die Hotels?

Ed Enoch: (lacht) Manchmal haben wir einen Tag frei und haben dann einen Tag Zeit. Wenn wir morgens zur nächsten Stadt los fahren, haben wir so gut wie keine Zeit. Überall wo wir waren, zum Beispiel Deutschland, Österreich, habe ich sehr schöne Dinge gesehen. Wenn wir dann einen Tag frei haben, versuchen wir auch, uns etwas anzuschauen. Um abends vor der Show noch loszugehen, bin ich zu müde zu, dazu nutze ich dann lieber einen freien Tag.

Nastassja Juel Stork: Kommst Du im August zurück mit „Elvis“ ins Estrel zu „Stars In Concert“?

Ed Enoch: Ja, im Estrel werde ich dabei sein. Zuvor habe ich noch in den Staten ein paar Termine. Aber nicht mit dem Musical. Wir haben es in den Staten noch nicht gespielt, aber ich hoffe sehr, dass das auch  nochmal kommt.

Vielen Dank nochmals an Ed Enoch, das Elvis Team, sowie Thomas Leupold und Tatjana Starzetzt.

 

 

 

 

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein, Interviews, Newsticker, Publizistik abgelegt und mit , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.