„Schöne Bescherungen“ – Eine Komödie über das alljährliche Chaos an den Weihnachtstagen

© www.AndreasLander.de

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Schauspielhaus Magdeburg. Weihnachten – das Fest der Liebe und des friedlichen Beisammenseins. So ist die Idealvorstellung in den Köpfen der Menschen jedenfalls. Dass dies dann aber nicht immer so eintritt und aus dem Familientreffen dann auch schnell eine mittlere bis schwere Katastrophe werden kann, kennen sicherlich viele von uns. Um genau dieses Thema dreht sich Alan Ayckbourns Stück „Schöne Bescherungen“ im Schauspielhaus der Stadt Magdeburg unter der Regie von Caroline Stolz, welches am 10. Dezember seine Premiere vor ausverkauftem Hause feiern durfte.

Die Zuschauer betreten den Saal und sehen vor sich schon ein buntes Treiben im Hause von Belinda (Nadine Nollau) und Neville (Zlatko Maltar), die ihre Verwandten eingeladen haben, die Weihnachtstage bei ihnen zu verbringen. Sowohl die Ehepaare Pattie (Marie Ulbricht) und Eddie (Timo Hastenpflug), als auch Phyllis (Michaela Winterstein) mit Bernard (Raphael Kübler) wuseln um Hause herum. Phyllis, die gerne mal einen über den Durst trinkt, hat die Aufgabe übernommen, die viele Frauen an Weihnachten kennen: In der Küche stehen und das Festmahl vorbereiten. Es ist nicht wie in der Werbung, dass die Frau im schicken Kleide, perfekt frisiert und geschminkt den Braten serviert: Hier geht im Eifer des Gefechts einiges schief, bis zu guter Letzt doch das Essen serviert wird. Ihr Ehemann Bernard ist Arzt, wenn auch kein guter, wie sich im Laufe des Stücks auch noch herausstellt, und fiebert seiner alljährlichen Handpuppenvorstellung entgegen, welche ebenfalls im Chaos endet und nicht unbedingt das Highlight für die Erwachsenen ist.

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Immerhin sind es diesmal nicht „Ali Baba und die vierzig Räuber“, die im letzten Jahr Stunden der Festtage einnahmen, sondern es ist das Stück „Die drei kleinen Schweinchen“ – aber auch in mehr als 20 Szenen. Die Dame des Hauses schmückt den Baum, ihr Mann Neville spielt gerne mit elektronischen Dingen und geht erstmal zur Einstimmung mit in die Kneipe. Bei den beiden kriselt es leicht, blieb doch in acht Jahren Beziehung die Leidenschaft etwas auf der Strecke. Aber vielleicht ergibt sich ja eine andere Gelegenheit, wenn unerwartet ein heißer Typ auf der Matte steht?! Pattie ist schwanger und kümmert sich um die Kinder, die schon da sind, während ihr Mann Eddie sich lieber die Zeit mit Neville und Comic lesen verbringt. Dann ist da noch der ältere Waffennarr Harvey (Burkhard Wolf), der am liebsten auf dem Sofa sitzt, bei nichts zur Hand geht und der einfach nur seinen Actionfilm schauen möchte – wie er es jedes Jahr macht, und bei dem er nicht gestört werden möchte. Rachel (Mareike Schroeter) ist eine leicht verklemmte, etwas außen stehende und schüchterne aber liebenswerte Frau, die ihren platonischen „Partner“ Clive zu Weihnachten eingeladen hat und für den sie Gefühle pflegt. Clive (Amadeus Köhli) ist Schriftsteller, kein großer, aber immerhin mit einem gelobten Buch. Nach anfänglicher Zurückhaltung taut er gegenüber der Familie auf und kommt besonders bei den weiblichen Verwandten gut an – sieht er doch so ganz anders als ihre Ehemänner. Exotisch und anziehend, spannend. So hat er Belinda gleich den Kopf verdreht und auch Phyllis versucht alles, um zu schauen, wie ihre Chancen bei ihm sind – hemmungsloser durch den Alkohol, der mit im Spiel ist. So kommt es, wie es kommen muss, wenn im weihnachtlichen Stress viele Menschen aufeinander treffen: Es kommt zum vorzeitigen Aufreißen der Geschenke, Streit, Eifersüchteleien, Verdächtigungen und es fallen sogar Schüssen aus der Pistole von Harvey.

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Der Zuschauer fühlt sich sicherlich bei manchen Szenen an zu Hause erinnert, auch wenn diese auf der Bühne überzogen dargestellt werden. Es wirkt heimelig, die Szenerie ist ganz normal dargestellt, die Wohnung, die man zu sehen bekommt, sobald sich die beiden Häuserhälften auseinander ziehen, ist eine typische Wohnung und realistisch. (Bühnenbild/Kostüme: Jan Hendrik Neidert/Lorena Diaz Stephens, Dramaturgie David Schliesing) Eine ganz tolle Idee ist das Vorspulen im Stück, wo man im Schnellverfahren sieht, was alles so passiert, da wird gegessen, angestoßen, durch die Wohnung gelaufen, sich der Kopf gestoßen – das alles sehr lustig gemacht, mit vorspulender Musik und Künstlern, die schnell mit amüsanten Bewegungen und Gesichtsausdrücken über die Bühne laufen. Das alles sorgt für große Lacher. Die Komödie kommt sehr gut an, es wird viel gelacht und es ist eine herrliche Einstimmung auf Weihnachten. Die Figuren schließt man sofort ins Herz, alle Darsteller leisten großartige Arbeit, sie lassen keine Wünsche offen: Jeder von ihnen verkörpert glaubwürdig seine Rolle und bringt auf seine Art und Weise Witz und Charme in das Stück. Es macht einfach Spaß, knapp über zwei Stunden (inklusive Pause) das Geschehen zu verfolgen.

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Das Stück ist absolut zu empfehlen und einen Besuch wert, Karten gibt es vorerst bis zum 27. Januar 2017 zu sehr moderaten Preisen. Infos und Karten gibt es HIER.

Fotos: Andreas Lander

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