Philipp Büttner im Interview – Mit der Titelrolle in „Aladdin“ wurde ein Traum für ihn wahr

Copyright: Philipp Büttner

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Philipp Büttner, geboren 1991, schloss 2014 sein Musical- Studium an der Bayerischen Theaterakademie August Everding ab, im Jahr zuvor gewann er den Bundeswettbewerb Gesang im Juniorwettbewerb. Während des Studiums übernahm er u. a. die Titelrolle in Philip Glass‘ Oper „Galileo Galilei“ in der Münchner Reaktorhalle. Nach dem Erhalt seines Diploms durfte der gebürtige Würzburger schon in einigen Produktionen eine Hauptrollen übernehmen: Clyde in „Bonnie & Clyde“ bei der Europapremiere am Stadttheater Bielefeld, Tybalt in „Romeo und Julia“ bei den Thunerseespielen in der Schweiz, Che in „Evita“ am Staatstheater Oldenburg und in jüngster Vergangenheit Bruno Lubanski in „Das Wunder“. Nun wurde ein Traum für ihn wahr: Ab November darf er in die Rolle des „Aladdin“ im gleichnamigen Musical schlüpfen. Er freut sich auf diese neue Herausforderung und dass er nun das Theater „Neue Flora“ in Hamburg kennenlernen darf.

Nastassja Juel Stork: Wie kam es bei Dir zu dem Wunsch, Darsteller am Theater, bzw. Musicaldarsteller zu werden? War es schon immer Dein Traum und welcher Beruf wäre eine Alternative für Dich gewesen?

Philipp Büttner: Der Wunsch, einmal einen künstlerischen Beruf zu ergreifen, ist eigentlich schon immer da, so lange ich denken kann. Schon mit 3 oder 4 Jahren wollte ich immer Sänger und Schauspieler werden. Aus welcher Motivation dieser Wunsch aber kam, kann ich garnicht genau sagen, er war einfach schon immer da. Und so stand ich als kleiner Junge in meinem Kinderzimmer und habe gesungen und getanzt und mich mit meinem Kassettenrecorder aufgenommen, um zu üben und zu hören was ich besser machen kann. Da ich aber in meiner Kindheit wenig Berührungspunkte mit Theater und Musical hatte, kam der Wunsch konkret Musicaldarsteller zu werden erst mit 14 Jahren, als ich mein erstes Musical „Tanz der Vampire“ angeschaut habe. Dort erkannte ich, dass in diesem Beruf alles vereint wird, was ich gerne mache. Eine Alternative gab es für mich nie und so habe ich alles in diesen Traum gesetzt.

Nastassja Juel Stork: Gab es etwas, was Du während Deiner Ausbildung an der Bayerischen Theaterakademie August Everding besonders gern gemacht hast, wo Du evtl. auch gemerkt hast, dass dort Deine Stärken liegen?

Philipp Büttner: Seit ich klein bin ist das Singen meine größte Leidenschaft und ich denke auch meine größte Stärke. Erst bei meinem Studium an der Bayerischen Theaterakademie lernte ich aber die Vielfalt der Stimme kennen. Das schöne bei der Gattung Musical ist, dass jedem Stück sein eigener Musikstil zugrunde liegt. Es gibt Rock-Musicals, Pop-Musicals, Musicals die auf klassischer Musik basieren oder auf Jazz, Blues, Swing etc.. Und so muss man als Musicaldarsteller je nach Stück in dem man spielt, seine Art zu singen ändern. Also in „West Side Story“ muss ich anders klingen als in „We will Rock you“. Und zu lernen, wie man das macht und was man alles mit seiner Stimme machen kann, hat mich in meinem Studium und bis heute am meisten fasziniert.

Nastassja Juel Stork: Du hast das Stück Deiner Diplomarbeit „Comic Hero“ an einigen Abend im Loft Bielefeld gespielt – wie war das Gefühl, nicht vor den Prüfern zu spielen, sondern vor zahlendem Publikum?

Philipp Büttner: Bei meiner Diplomprüfung in München spielte ich nicht nur vor prüfenden Dozenten, sondern vor allem vor Freunden, Kommilitonen und meiner Familie, die mich alle während meiner Studienzeit immer unterstützt haben. In Bielefeld hingegen war der Druck um einiges höher, da ich mich mit meinem Soloprogramm ganz alleine einem fremdem Publikum präsentiert habe und ich keine Ahnung hatte wie es außerhalb der Theaterakademie ankommen wird.

Nastassja Juel Stork: Am Theater Bielefeld hast Du nach Beendigung Deines Studiums (während dessen Du auch schon Rollen in „Galileo Galilei“ und „Dracula“ gespielt hast) gleich die Titelrolle „Clyde“ in dem Stück „Bonnie und Clyde“ gespielt. Welche Erfahrungen hast Du in der Zeit am Theater Bielefeld und mit/in dem Stück gesammelt?

Philipp Büttner: Bis zum jetzigen Zeitpunkt ist „Clyde“ die schönste Rolle, die ich je in einem Musical spielen durfte. Der Druck während der Proben und vor allem kurz vor der Premiere war extrem, da ich einfach enorm hohe Erwartungen an mich selber hatte. Es war meine erste Rolle nach dem Studium und gleich die große männliche Hauptrolle in einer Europapremiere. Ich wusste, ich muss einen großen Teil des Stückes stemmen und ich hatte Angst, dem nicht gerecht werden zu können. Aber der Spaß und das Glücksgefühl, das ich dann jede Vorstellung als Clyde hatte, war unbeschreiblich. So etwas hatte ich bis dato nicht gekannt und habe ich seitdem auch nicht wieder erlebt. (Obwohl ich jetzt schon während der Proben erahnen kann, dass „Aladdin“ genau diese Gefühle wieder auslösen wird)

Nastassja Juel Stork: Zur Zeit spielst Du bei „Das Wunder von Bern“ in Hamburg die Rolle des Kommunisten Bruno und parallel dazu an manchen Abenden „Che“ in „Evita“ am Staatstheater Oldenburg. Wie unterscheidet sich für Dich die Arbeit an den beiden Theatern? Gab es z. B. große Unterschiede in den Probephasen oder verlaufen die Proben sehr ähnlich, sei es Staatstheater oder private Großproduktion?

Philipp Büttner: Meine Arbeit als Schauspieler und Sänger ist in der Großproduktion die selbe wie im Stadttheater. Es gibt aber mehrere Strukturelle unterschiede, die sich auf meine Arbeit auswirken. Eine 8-Show-Woche ist beispielsweise eine viel höhere Belastung für Stimme und Körper. Das heißt, eine gute Kondition und das Haushalten mit den eigenen Ressourcen spielen bei der Großproduktion eine entscheidende Rolle um das Pensum der Show durchzuhalten. Man muss bei der Großproduktion außerdem einen höheren Fokus darauf legen, die Rolle immer frisch und lebendig zu halten. Dafür wird in einer Großproduktion im Bereich Technik, Kostüme, Bühnenbild etc. meist ein viel höherer Aufwand betrieben.

Nastassja Juel Stork: Was begeistert Dich selbst am „Wunder von Bern“?

Philipp Büttner: Am Wunder von Bern begeistert mich am meisten die Ehrlichkeit und Schlichtheit mit der die Nachkriegs-Geschichte erzählt wird. Dies macht das Stück unglaublich emotional und berührend. Aladdin bietet jetzt dazu einen totalen Kontrast. Es ist bunt, aufregend und vor allem extrem witzig.

Nastassja Juel Stork: Gab es für Dich während Deiner bisherigen Laufbahn am Theater Momente/Erfahrungen, die Dich besonders geprägt haben? Wenn ja, welche?

Philipp Büttner: Wie ich schon erwähnt habe, ist „Bonnie & Clyde“ in Bielefeld eine meiner schönsten Bühnenerfahrungen. Erfahrungen wie diese geben einem die Kraft immer weiter zu machen, egal wie hart der Job manchmal ist. Meine enttäuschendste Erfahrung hatte ich letztes Jahr, als ich im Aladdin-Finale unter den letzten 4 Kandidaten für die Titelrolle war und dann kurz vor dem Ziel nicht genommen wurde. Um so unglaublicher ist es jetzt, ein Jahr später, doch diese Rolle spielen zu dürfen und das dieser Traum plötzlich wahr wird.

Nastassja Juel Stork: Du hast im Laufe der Zeit verschiedene Wohnorte, musst Dich immer wieder neu bei auditions gegenüber zahlreichen anderen Bewerben beweisen, musst abends und am Wochenende arbeiten, wo Deine Freunde wahrscheinlich frei haben – Was treibt Dich in Deinem Beruf an?

Philipp Büttner: Natürlich muss man in diesem Beruf viel entbehren wenn man beispielsweise seine Familie nicht so oft sieht, wie man gerne würde, eine Fernbeziehung die Regel ist, weil man so oft seinen Wohnort wechselt oder man an Weihnachten auch mal arbeiten muss. Aber ich erfülle mir mit meinem Beruf meinen großen Lebenstraum und das macht mich jeden Tag so glücklich, dass ich das alles gerne auf mich nehme.

Nastassja Juel Stork: In welcher Rolle siehst Du Dich – welche Rolle reizt Dich, welche möchtest Du gerne einmal spielen?

Philipp Büttner: Zu meinen Traumrollen gehören: Tony in West Side Story, Judas in Jesus Christ Superstar, Jesus in Jesus Christ Superstar, Galileo in We will Rock You, Gabe in Next to Normal, Tarzan in Tarzan, Joe Gillis in Sunset Boulevard, Radamis in Aida und ich habe das große Glück, dass zwei meiner Traumrollen (Clyde und Aladdin) schon geklappt haben.

Nastassja Juel Stork: Gibt es etwas, wozu auf der Bühne nicht bereit wärst? (Nicht von Deinem Können her, sondern z. B. wegen Deiner persönlichen Einstellung)

Philipp Büttner: Kommt auf jeden Fall konkret an. So pauschal kann ich das nicht beantworten.

Nastassja Juel Stork: Weißt Du noch, welches Stück Du selber als erstes im Theater als Zuschauer gesehen hast? Worauf bist Du besonders stolz?

Philipp Büttner: (mein erstes Musical war Tanz der Vampire, wie ich ja schon geschrieben habe) Mein erster Kontakt zu einem Musical(-Film) war mit 2,5 oder 3 Jahren mein erster Kinofilm: Aladdin. Ich war seitdem der größte Fan von Aladdin. Ich hab den ganzen Tag die Musik gehört und gesungen, hatte meinen eigenen kleinen fliegenden Teppich, meine eigene Lampe, meinen eigenen Plüschaffen, ein Aladdin-Faschingskostüm, das Aladdin-Buch, die Videokassette und vieles mehr. Deshalb ist es etwas ganz Besonderes für mich, dass ich die Ehre habe diese Rolle in Hamburg zu spielen.

Vielen lieben Dank Deine Zeit und das Beantworten der Fragen. Ich wünsche Dir von Herzen alles Gute für die Zukunft und eine wunderschöne Zeit bei Aladdin.

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