Das Scharlachrote Siegel – The Scarlet Pimpernel feierte am 15.10.2016 Premiere in Chemnitz

© Dieter Wuschanski / Die Theater Chemnitz gGmbH

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An dem Theater Chemnitz wurde am vergangenen Samstag die Premiere des Stückes „Das Scharlachrote Siegel – The Scarlet Pimpernel“, welches in Kooperation mit dem Theater Bielefeld von Roland Hüve inszeniert wurde, gefeiert. Nach zwei sehr erfolgreichen Spielzeiten dort, ist es nun, fünf Jahre später, noch bis zum 11. Juni 2017 in Chemnitz zu sehen.

In dem Stück geht es um die Französischen Revolution, die Folter, die unter Robespierre stattfand und um den Scarlet Pimpernel, von dem niemand, außer seinen engsten Vertrauten und zugleich Helfner, weiß, wer er wirklich ist. Er sorgt mit seinen Anhängern dafür, dass die Hinrichtungen und Festnahmen -durch Ablenkung der Vollstreckenden- vermehrt scheitern. Dazu kommt eine Liebesgeschichte zwischen Sir Percy Blakeney und seiner Frau Marguerite St. Just, Schauspielerin der mittlerweile geschlossenen Comédie Française, die er erst seit sechs Wochen kennt – oder zu kennen glaubte. Kommen ihm doch Zweifel an ihrer Gesinnung, als sie eine Mitteilung aus Frankreich erhält. Dazu gesellt sich noch der Bürger Chauvelin, mit dem sie eine Affäre hatte und der sie wieder für sich gewinnen möchte. Marguerite fragt sich derzeit, warum Percy und ihr Bruder Armand so oft nach Frankreich reisen. Eine Reise nimmt für Armand kein gutes Ende und er wird verhaftet – wird sie ihn jemals wieder sehen? Und in welcher Beziehung stehen Sir Percy und der Scarlet Pimpernel zueinander?

© Dieter Wuschanski / Die Theater Chemnitz gGmbH

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Sehr glücklich kann sich das Theater schätzen, dass es den großartigen Veit Schäfermeier engagieren konnte, der das Stück in der Rolle des „Scarlet Pimpernel“ Sir Percy Blakeney in großen Teilen trägt und schon in Bielefeld in dieser Rolle brillierte. Neben ihm ist ebenfalls aus der bielefelder Aufführung Alexander Franzen als Chauvelin mit dabei. Marguerite St. Just wird von Stefanie Köhm gespielt, die dem Publikum in Chemnitz schon aus „Chess“ bekannt ist. Der Bruder von Marguerite, Armand St. Just, wird von Thomas Klotz dargestellt, der seit dem 10. Oktober frischgebackener Preisträger der Deutschen Musical Akademie in der Kategorie „Bester Hauptdarsteller in einem Musical“ für seine Darstellung des „Ben“ in dem Musical „BurnOut“, ist.

© Dieter Wuschanski / Die Theater Chemnitz gGmbH

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Das Stück, welches zur Zeit der französischen Revolution spielt, kommt mit einem eher schlichten, aber dennoch schönen Bühnenbild daher: Christof Cremer setzt auf bemalte Leinwände, die von der Decke heruntergelassen werden und die Lichttechnik, die den Bühnenhintergrund in Farben leuchten lässt. Eindrucksvoll zum Beispiel „Falke auf der Jagd“, wo Franzen in schwarz gekleidet alleine auf der Bühne vor einem einfachen blauen Hintergrund steht – man sieht: es geht auch ohne große Kulissen, solche Szenen bleiben dem Zuschauer mit Sicherheit in Erinnerung. Leider fällt Franzen etwas aus dem optischen Rahmen – warum man ihn ohne (Langhaar-) Perücke auf die Bühne schickte, bleibt ein Rätsel – zumal diese Frisur zu dieser Zeit die Regal war und seine Rolle besser untermalt hätte. Christof Cremer, der ebenfalls für die Kostüme zuständig war, verpasste ihm stellenweise zu seinem schwarzen Kostüm noch einen schwarzen Mantel mit rotem Innenfutter, welches an einen Vampir, auch noch untermalt durch Gesten, wie das Schwingen des Mantels, erinnern ließ. Im Gegensatz dazu waren die restlichen Kostüme und Perücken eine Pracht: Wunderschöne Kleider, allen voran das Hochzeitskleid Marguerites, in weiß, schimmernd und funkelnd. Ein Highlight der Kostüme ist in der Szene „Die Erschaffung des Mannes“ zu sehen, wo Percy mit seiner Gefolgschaft (bestehend aus seinen aristokratischen Freunden; Frank Bahrenberg – Dewhurst, Philipp Dietrich – Ozzy, Johannes Brüssau – Elton, Christoph Apfelbeck – Hal, Andreas Göbel – Ben und Thomas Mäthger – Farley) in übertriebenen Kostümen mit viel Schleifen, Trotteln und Rüschen zeigt, wie wichtig die Mode nun für ihre Plan sein muss, damit sie in Frankreich nicht ernstgenommen werden und niemand hinter ihre Pläne kommt. Eine lustige Szene, die für Spaß im Publikum sorgt.

© Dieter Wuschanski / Die Theater Chemnitz gGmbH

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Überhaupt wird Komik in diesem Stück mit eher tragischem Inhalt groß geschrieben. Immer wieder sitzen die Pointen von Schäfermeier, er hat absolut ein Händchen für den Humor dieses Stückes – es ist eine wahre Freude, ihm zuzuschauen. Genauso großartig ist seine Stimme und sein Gesang beispielsweise in „Sie war immer da“ – er ist für diese Rolle die perfekte Besetzung. Neben Schäfermeier überzeugen Franzen und Köhm. Franzen, Antagonist Schäfermeiers, als französischer Handlanger von Robespierre, unterstützt die vielen Hinrichtungen mit Hilfe der Guillotine und hatte vor der Beziehung von Marguerite und Percy eine Affäre mit ihr. Dies aber möchte Marguerite unbedingt vor Pery geheim halten und kommt auf Grund ihres Verhaltens in Percys Verdacht, die Franzosen zu unterstützen und eine Spionin zu sein. Das Verlangen von Chauvelin nach Marguerite kommt deutlich bei einem Treffen im Garten und dem Lied „Das Mädchen von früher“ zum Vorschein.

© Dieter Wuschanski / Die Theater Chemnitz gGmbH

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Franzen spielt sehr überzeugend sein Verlangen nach ihr und auch sie kann nur im letzten Moment noch widerstehen. Darstellerisch und gesanglich, wie nicht anders von ihm zu erwarten, eine durchgängig sehr gute Darbietung an diesem Abend. Ein weiteres Highlight wartet zum Ende des Stücks: Eine lange Fechtszene zwischen Franzen, Schäfermeier und auch Köhm. Hier muss jeder Hieb zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort sitzen, was Dank der Einstudierung mit Jean-Loup Fourure sehr gut klappt. Neben der Fechtszene meistert Köhm auch alle anderen Hürden des Stückes mit Bravour: Gutes Spiel zeigt sie den Abend hindurch und auch ihr „Wenn ich Dich anseh“ bleibt im Ohr.

Leider ist die Rolle des Armand nicht sonderlich groß angelegt – Thomas Klotz darf mit Köhm „Du gibst mir Halt“ (Garten Reprise) singen und man merkt bei den ersten Tönen, dass er wundervoll singen kann, denn es sitzt jeder Ton perfekt. Leider bleibt ihm ein Lied, welches er solo vortragen könnte, vorenthalten. Nichtsdestotrotz zeigt er eine sehr gute schauspielerische Leistung und überzeugt voll und ganz mit seinen kurzen, aber dennoch für die Handlung sehr wichtigen, Auftritten.

Das Orchester, unter der musikalischen Leitung von Jakob Brenner, liefert eine sehr gute Leistung, einziger negativer Punkt war an diesem Abend die Helligkeit des Monitors im Zuschauerraum, auf dem die Künstler den Dirigenten sehen. Dieser war leider extrem hell eingestellt, wodurch es an den Seiten der Bühne ein Hell-Dunkel-Schattenspiel gab, was leider etwas ablenkte. Hier wird aber sicherlich an einer Verbesserung noch gearbeitet. Das Ensemble, hier besonders hervorzuheben John Wesley Zielmann, der in diversen Rollen (u. a. Prince of Wales, Butler) auf der Bühne stand, Sylvia Schramm-Heilfort (Marie Groholtz), Mario Radosin (Mercier) und Patrick Nitschke (Marquis de Saint Cyr), war schon gut eingespielt. Der Opernchor (Pietro Numico), Mitglieder der Opernballettschule und die Statisten machten alle eine gute Figur.

14563309_10207325272197585_3876861678377512480_nNach 2 Stunden und 45 Minuten gab es seitens des Publikums lang anhaltenden Schlussapplaus mit größtenteils Standing Ovations. Eine Komödie mit nicht komödien-alltäglicher Handlung ist dieses Stück. Es hat durchgängig schöne Melodien und wird besonders durch den Gesang Schäfermeiers geprägt. In Erinnerung bleibt dem Zuschauer sicherlich das „Verwirrspiel“ am Ende des ersten Aktes, bei dem die Drehbühne zum Einsatz kommt und die drei Hauptdarsteller noch einmal zeigen können, was in ihnen steckt. Hinter ihnen ein großes Ensemble, das sich Masken vor das Gesicht hält. Hier weiß man nicht, wer wer ist, wer ein Pokerface auf hat und wem man überhaupt noch trauen kann. (Choreografie Jochen Schmidtke, Einstudierung Merle Große-Tebbe und Dramaturgie Jon Philipp von Linden/Christiane Dost) In Sachen Humor ist die Gartenszene zwischen Schäfermeier und Franzen und das wiederholte Aufeinandertreffen der beiden beim Prince of Wales, herrlich geglückt. Schäfermeier lässt Franzen kaum zu Wort kommen und nennt ihn penetrant weiter „Schowileng“, bis diese Aussprache sogar dem Prince of Wales herausrutscht.

14702424_10207331431391561_6656227131264595989_nFür musicalbegeisterte Theatergänger, oder die, die es noch werden wollen, ist dies sicher ein wundervolles Stück, da es von allem etwas hat: Eine gute Geschichte, großartige Melodien, denen die Künstler ihre Stimme geben, einen guten Schuss Humor und eine sehr gute Besetzung, allen voran Veit Schäfermeier.

Weiter Informationen und Tickets zwischen 18 und 43 Euro gibt es HIER

 

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