Am 12. September feierte die neue Produktion “Zwei hoffnungslos verdorbene Schurken” seine deutschsprachige Premiere in Wiesbaden. Das einstige Jugendclubtheater, seit 2014 bekannt als Junges Staatsmusical, verwandelte hierfür das kleine Haus des hessischen Staatstheaters zur Côte d’Azur. Unter der Regie von Iris Limbarth mit den Choreographien von Myriam Lifka gelang dem jungen und talentierten Emsemble so ein weiterer Erfolg, dem man gerne den Abend mit Überlänge und den sperrigen Musicaltitel verzeiht.
Zur Handlung: Das Stück spielt an der französischen Mittelmeerküste, wo der angebliche Prinz Lawrence Jameson (Norman Hofmann) Geld für seinen Untergrundkampf um den Thron sammelt und so charmant wohlhabende Damen um ihr Vermögen erleichtert. Als der weniger erfolgreiche Freddy Benson (Rainer Maß) ebenso dort auftaucht und – beeindruckt vom Talent Jamesons – bei diesem lernen will, bildet sich ein spannender Konkurrenzkampf um die Hochstaplervorherrschaft dort an der Côte d’Azur. Als sich dann auch noch die “Seifenkönigin” mit Zahnpastalächeln Christine Colgate (Nina Links) ankündigt, schließen beide eine Wette ab: Wer zuerst dem vermeintlich wohlhabenden Mädchen 50.000 Dollar abknüpfen kann, darf bleiben – der Verlierer muss das Feld räumen.
Wer sich auf diese Handlung einlässt, muss sich nun nur noch im bequemen Theatersessel zurücklehnen und wird entführt in die Welt der Schönen und Reichen. Norman Hofmann gibt gewohnt sicher und charismatisch einen (wahrlich) blendenden Prinzen und einen noch viel glaubwürdigeren Hochstapler ab. Als sein schmieriger Komplize und Handlanger André durfte man beim Premierenabend Peter Emig erleben, den man bereits aus “Our House” als Vater Casey kannte. Dessen rollenbedingter gespielt französischer Akzent machte es teilweise schwer, seinen Worten zu folgen, was er aber gut durch seine kräftige Stimme wett machen konnte. Eine viel zu klein geratene Rolle wurde Felicitas Geipel zuteil, die gewiss zu den stärksten Darstellern der Vorstellung zählte. Ihre Muriel Eubanks funktionierte dank ihres komödiantischen Talents vor allem im Zusammenspiel mit Peter Emig. An dieser Stelle sei vor allem die verkaterte Balkonszene im zweiten Akt anzuführen, bei der die Show wegen schallendem Gelächter des Publikums ins Stocken geriet. Leider etwas in den Hintergrund spielen ließ sich bei Ensemblenummern Rainer Maß, der jedoch in den übrigen Szenen durchaus ein solides Spiel lieferte und mit dem man gerne bis zum Schluss mitfieberte, ob er seinen Traum von “Sex und Geld” verwirklichen kann. In der weiblichen Hauptrolle als Christine Colgate war an diesem Abend Nina Links zu erleben, die jedoch erst im letzten Drittel des ersten Akts in Erscheinung getreten ist. Ihre Entwicklung innerhalb der Handlung wurde von ihr glaubhaft umgesetzt, so dass man am Ende sogar eine kleine Überraschung erleben darf. Das Ensemble lieferte ebenso eine gute Leistung ab. Ob nun als Cowboys, Hotelgäste- und Personal, Nonnen oder Touristen.
Die Musik – mal Swing, Jazz oder Westernmelodien mit leichten Auszügen klassischer Musicalthematik – unterstreicht den Abend hindurch die aktuelle Handlung und sorgt nicht umsonst für einen gelungenen Einstieg in das Stück. Gepaart wird dies mit witzigen und pointierten Dialogen.
Am Ende der knapp dreistündigen Vorstellung gab es verdienterweise für alle Künstler StandingOvations vom nahezu vollbesetzten Haus. Wer sich das nicht entgehen lassen will, sollte sich unbedingt eine Vorstellung gönnen. In der günstigsten Preiskategorie (ohne Ermäßigungen) sind Karten bereits für 12,10 € zu haben – das Stück ist noch bis voraussichtlich zum 24.10.2015 zu sehen.
Karten unter: http://www.staatstheater-wiesbaden.de/karten/