Es darf mal wieder ausgeflippt werden! „HAIR“ feiert erfolgreiche Premiere am Staatstheater Darmstadt

Nedime Ince, Rupert Markthaler, Victor Barreto und Ensemble

Die Hippies sind los… Love, Peace, Freedom and Happiness hat nun auch endlich Darmstadt erreicht.

Das bekannte amerikanische Hippie-Musical (oder auch American Tribal Love-Rock Musical) „Hair“, nach Buch und Texten von Gerome Ragni und James Rado, feierte am gestrigen Samstag, 29.11.2014, im grossen Haus des Staatstheater Darmstadt, eine umjubelte Premiere und erntete zurecht am Ende minutenlangen Applaus des Publikums.

Kurz zur Geschichte: „Hair“ spielt im Jahre 1968. Die US-Armee veranstaltet eine Lotterie, bei der Geburtsdaten gezogen werden. So soll ausgelost werden, welche jungen Männern, in den Krieg nach Vietnam ziehen sollen…
Der durchgeknallte Berger, gespielt von Rupert Markthaler, platzt mitten in den Debütantenball rein und predigt ein Leben voller Lust, Liebe und Sex. Er selbst war auch schon in Vietnam, flog aber aus der Armee, weil er durch seine Drogenexzesse und seine sexuellen Neigungen enorm auffiel. Der dunkelhäutige Hud (Victor Hugo Barreto) schliesst sich Berger an und kämpft gegen die Sklavenrollen der Farbigen. Es folgen die Aktivistin Sheila, die sich für Frauenrechte einsetzt, und Claude, der sehr filmbegeistert ist und seinen eigenen Film drehen möchte. Diese beiden Rollen werden von Nedime Ince und Julian Culemann verkörpert. Berger führt mit Claude und Sheila eine Dreiecksbeziehung. Claude’s Film wird produziert, doch in einem Studio gerät alles ausser Kontrolle. Eine Sexualforscherin solidarisiert sich mit den Hippies und die Dreiecksbeziehung zwischen Berger, Claude und Sheila wird immer brisanter…
Im zweiten Akt kommt Claude von der Musterung und bemerkt wie ernst die Lage ist, denn der Hippie-„Tripe“ rebelliert gegen die altertümliche Musik eines begnadeten Musikers. Berger möchte die Situation verharmlosen und setzt Claude unter Drogen, der dann auf einen langen Trip geschickt wird, allerdings wird ihm dieser Trip zum elenden Alptraum. Am Ende trifft Claude die Entscheidung in den Krieg zu ziehen und beginnt, Abschiedsgeschenke an seine Freunde zu verteilen, da er eine böse Vorahnung hat, die sich dann auch bestätigt…

Am Anfang erwähnte Lotterie der US-Armee sorgte im Staatstheater direkt vor Showbeginn schon zur Auflockerung, da sich die Darsteller schon auf der Bühne befanden und diese Lotterie mit dem Publikum durchführten. Erstaunlicherweise und zur Verwunderung des Ensembles und den verantwortlichen Theaterangestellten, traute sich wirklich der ein oder andere Zuschauer, nach Aufruf seines Geburtsdatums, die Bühne zu betreten und sich seine „Musterungskarte“ abstempeln zu lassen.

Rupert Markthaler

Rupert Markthaler spielt die Rolle des Berger wunderbar authentisch. In seinem Outfit, bestehend aus einem rosanen Tuch, welches um die Hüften gebunden ist und schwarze Absatzschuhe, wirkt er doch etwas feminin, durch seinen durchtrainierten Oberkörper, die langen blonden Haare und den Bart dann doch wieder sehr männlich. Gesanglich und auch schauspielerisch passt Markthaler perfekt auf die Rolle des hyperenergetischen Bergers, wobei er gesanglich an diesem Abend auch am Meisten überzeugt.

Victor Hugo Barreto passt, alleine äusserlich, nicht zuletzt durch seine dunkle Hautfarbe, genau auf die Rolle des, gegen die Sklavenrolle der Farbigen kämpfenden, Hud’s. Seine Stimme ist sehr angenehm und er passt zweifellos in das Gesamtbild.

Nedime Ince und Julian Culemann, in den Rollen der Sheila und des Claude, harmonieren wunderbar zusammen, sowohl gesanglich als auch darstellerisch.

Mit einem recht einfach gehaltenen Bühnenbild, bestehend aus einem grossen Haus, dass mehrmals z.B. zu einem Mehrfamilienhaus, zwei Wohnzimmern oder einer Reihenhaushälfte umgebaut wurde, gelang es den Machern dennoch für jede Szene die bestimmte Atmosphäre zu zaubern. Aber das wohl beeindruckendste Bühnenbild war die Szene hinter einem durchsichtigen schwarzen Vorgang, als Claude, während eines Trips, im Weltall schwebte und um ihn rum Astronauten und Planeten umher schwirrten. Beendet wurde diese grandiose Szene mit einer Rakete, die gezündet wurde uns ins weite Weltall verschwand.
Am hinteren Bühnenende befand sich die Band, welche exakt mit den Stimmen aller Darsteller harmonierte. Die vielen bunten Hippiekostüme aus der damaligen Zeit rundeten das Gesamtprofil ab.

Julian Culemann und Ensemble

Dieses Stück ist es wirklich wert, dem Staatstheater Darmstadt, einen Besuch abzustatten. Der einzige Minuspunkt, den dieses Stück vielleicht bietet ist, dass der gesprochene Text auf deutsch und die Lieder auf englisch gehalten sind. Eine sehr gute Idee, die Lieder im Original zu halten, allerdings verführt es den Zuschauer immer wieder den Blick auf die, an der Bühnendecke angezeigte deutsche Übersetzung zu richten, wodurch der Blick auf das Geschehen auf der Bühne etwas verloren geht.

Kartenpreise:
12,50 € bis 53,50 €

Informationen zur Aufführung und dem Hessischen Staatstheater Wiesbaden finden Sie unter: www.staatstheater-darmstadt.de.

 


Die nächsten Termine:

10. Dezember 2014 (mit Publikumsgespräch im Anschluss an die Vorstellung)
14. Dezember 2014
19. Dezember 2014
22. Dezember 2014
31. Dezember 2014
15. Januar 2015
24. Januar 2015
01. Februar 2015
05. Februar 2015
15. Februar 2015
21. Februar 2015
27. Februar 2015

Das gesamte Ensemble:
Rupert Markthaler, Markus Schneider, Nedime Ince, Julian Culemann, Manuel Dengler, Matias Lavall, Victor Hugo Barreto, Lisa Huk, Martina Lechner, Richard Wiedl, Jane-Lynn Steinbrunn, Elizabeth King, Amani Robinson, Michael B. Sattler, Christopher Basile, Johanna Berger, Giulia Fabris, Gerrit Hericks, Fabian Klatt, Peter Knauder, David Schuler, Nicole Ollio, Marina Petkov, Marion Wulf.

 

(Fotos: © Sandra Then für Staatstheater Darmstadt)

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein, Publizistik abgelegt und mit verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.