Wenn Helden fechten, dann geht es immer um Lügen, Liebe und Intrigen

3 Musketiere TecklenburgAn diesem milden Sommerabend den 19. Juni war es endlich soweit. Das neugierige Warten hatte ein Ende. Nachdem die 3 Musketiere Ende Januar 2008 aus Stuttgart auszogen, wurde es still um das Stück nach einem Roman von Alexandre Dumas. Jetzt kämpfen sie wieder und das in einem größeren Glanze, stilvoller und überzeugender als bisher.

Die bereits mehr als etablierte Freilichtbühne in Tecklenburg hat sich auch diese Saison nicht lumpen lassen nebst einer gewohnten Starbesetzung ein Musical auf die Bühne zu zaubern, das zum Publikumsmagneten wird.

Gespannt durfte man auf diese Inszenierung sein. Schon in Berlin sowie in Stuttgart war das Stück beliebt und gut besucht. Selbstredend, dass mal wieder einige bewährte Protagonisten der Shows in Tecklenburg engagiert wurden. Allen voran Marc Clear als Musketier Athos, der hier in TB zugleich die Regie führte. Schon jetzt ist zu verraten: Der „Neuling“ hat seine Sache hervorragend gemacht. Allein die Tatsache, dass ein stimmstarker Chor auftritt und die Szenen noch stärker und wirkungsvoller erscheinen lässt, sorgt für Gänsehaut. Da stehen samt Solisten, Tänzer und Statisten dann mal locker 150 Menschen auf der Bühne und vermitteln eine unbeschreibliche Atmospähre. Hinzu die schweren Ruinen, die das gesamte Geschehen auf der Bühne  noch glaubhafter noch reeller erscheinen lassen. Eine stimmige Licht- und Tonabmischung lassen Tecklenburgs Helden grandios im Licht erscheinen. Bunt, quirlig, witzig und schwungvoll geht es zu. Begonnen vom Theater der Straßenleute, über den Marktplatz in Paris bis hin zu der Königsgarde, den Hugenotten, sowie der Garde der Musketiere. Durchweg packend ist die Geschichte in eine Inszenierung eingebunden, die am Ende fasziniert und begeistert.

Marc Clears Inszenierung kann sich sehen lassen. Sie ist logisch durchdacht, strategisch und der rote Faden zieht sich durch die gesamte Show hindurch geradlinig und souverän.

3 Musketiere TecklenburgMalcolm Randson sorgte für den letzten Feinschliff, damit die Degen noch reeler und noch schmissiger klirren würden. Und es ist ihm gelungen. „Hieb- und Stichfest“ hat er seinen Job erledigt.

Unterstrichen mit bunten, liebevoll gestalteten Kostümen von Karin Alberti bekommt die gesamte Inszenierung das  perfekte und berühmte Tüpfelchen auf dem „i“. Hier wurde nicht groß ausprobiert, dennoch auch nicht gespart.

Nun zu den Solisten. Wie auch schon zu Stuttgarter Zeiten ist es hier Thomas Hohler, der D’ Artagnan verkörpert und das Publikum gewohnt professionell mit seinem jungen und unverbrauchten Talent begeistert.

Ihm zur Seite stehen Marc Clear als Athos, Enrico de Pieri als Portos, sowie Jans Janke als Aramis zur Seite. Die Vier sind ein eingespieltes Team und dies ist eindeutig zu erkennen und tut der Show sichtlich gut. Jeder überzeugt in seiner Rolle und es kommt keine Routine auf, wie man es vielleicht vermuten mag. Spielfreude und Motivation ist zu erkennen und zu spüren. Dies führt daher zu einem überzeugenden und überraschend mitreißenden Ergebnis aller Musketiere.

Als Milady de Winter steht hier nicht, wie vielleicht viele Musicalbegeisterte erwartet hatten Pia Douwes auf der Bühne, die die Rolle der Milady unbestritten stark kreeiert hat. Es ist Femke Soetenga, die ihren Platz einnimmt. Doch sie macht ihre Sache gut, zeigt eigene Züge im Charakter der Milady und kann das Publikum überzeugen und mitreißen.

Zu der jungen Lisa Antoni, die Constance verkörpert bildet sie einen tollen und glaubhaften Gegensatz. Beide Frauen sind in ihrer Rolle jeweils stimm- und schauspielstark und beeindruckend.

Als Dritte Frau im Bunde fehlt die Rolle von Königin Anna, hier in Tecklenburg von Wietske von Tongeren gespielt. Zusammen ergeben die Drei ein wunderbares, stimmlich homogenes Trio, das auch optisch einwandfrei zusammen passt.

Yngve Gasoy-Romdal gehört ebenfalls zur großen Solistenriege. Er stellt den intriganten und zerrissenen Kardinal Riechelieu dar, der mit seinem „Nicht aus Stein“ begeistert und zu Beifallsstürmen hinreisst. Der Norweger ist längst einer unserer großen Musicalstars und erledigt hier seinen Job sichtlich mit Spaß und Motivation.

Stefan Poslovski ist DER Stuttgarter Lieblings-Conferencier, sowie schwule Butler des Herzog von Buckingham. Auch hier erledigt er seine Sache glänzend und lässt das Publikum wieder mal in laute Lacher aufgehen und sich köstlich amüsieren.

Zuletzt ist noch Rochefort zu erwähnen. Der Anführer der Hugenotten wird hier von Paul Stampehl verkörpert. Auch im ist die Rolle wie auf dem Leib geschneidert.

Generell hat man bei dieser Inszenierung wunderbare Künstler gefunden, die wie die „Faust aufs Auge“ auf ihre Rollencharaktere passen. Den Machern und Organisatoren sei Dank, dass man auch dieses Jahr ein mehr als gelungenes Stück auf die Bühne gezaubert hat, das in sich stimmig, spannend, überraschend und mitreißend geworden ist.

Man kann „3 Musketiere“ nur wärmstens empfehlen und auch hier stimmt die erbrachte Leistung zum Kartenpreis ganz und gar. Hochwertigstes Freilufttheater in der größten Freilichtbühne Deutschlands bietet hervorragende Starbesetzung in einem Musical, das mitreißt und für jung und alt, Männer und Frauen gleichermaßen geeignet ist.

Sabine Fellmaier und Marina Christiana Bunk Juni 2010

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein, Publizistik abgelegt und mit verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.