„… und wir spielen Bonnie & Clyde…“

Bonnie und Clyde

… dies dachte sich auch das Stadttheater Bielefeld und feierte am 07.09.2014 deutschsprachige Europapremiere von „Bonnie & Clyde“ (Menchell/Black/Wildhorn). Unter der musikalischen Leitung von William W. Murta (mit achtköpfiger Band) wurde das von Jens Göbel inszenierte Stück – um das allseits bekannte historische Gangsterpaar Bonnie Parker und Clyde Barrow aus den 1930er Jahren – mit Kostümen von Julia Hattstein umgesetzt. Die Story kennt man auch aus diversen Medien, so gibt es viele Filme über das kriminelle Paar, das zu Lebzeiten bekannt wie Stars war und nach ihrem Tode zu Legenden wurden: Der junge Clyde Chestnut Barrow möchte sein wie Billy The Kid, eine bekannte Figur aus der Westerngeschichte im 19. Jahrhundert, Bonnie Elizabeth Parker träumt davon, ein It-Girl, wie die zu der Zeit bekannte Clara Bow, zu sein. Beide lernen sich zufällig durch Bonnies Autopanne kennen, verbringen Zeit zusammen und als Clyde im Gefängnis sitzt, schmuggelt Bonnie eine Pistole in seine Zelle, so dass es ihm gelingt, auszubrechen indem er den Polizisten tötet.

Bonnie (Abla Alaoui) und Clyde (Philipp Büttner)

Beide sind seitdem auf der Flucht, begehen auch weiterhin Verbrechen wie Raub, Diebstahl und Tötungsdelikte. Dies alles „mit Stil“ chic angezogen in Anzug und hübschem Kleid. Sie werden u. a. von der schlecht koordinierten Polizei und dem FBI in den ganzen USA gesucht, aber auch wie Stars von großen Teilen der Bevölkerung verehrt, müssen z. B. Autogramme geben und die Zeitung feiert sie als Helden. Kontakt halten die beiden noch zu der religiösen Blanche Barrow und ihrem Mann, Clydes Bruder, Buck Barrow, welche das Gangsterpaar zu diesem Zeitpunkt auch in allem unterstützen. Sie waren und sind bekannt gewesen für Verfolgungsjagend mit schnellen Autos, für die Clydes Herz schlug. Allerdings sollte eine dieser Verfolgungsjagden auch ihre Letzte sein: Das Paar starb im Kugelhagel der Polizei am 23. Mai 1934. Philipp Büttner, der dieses Jahr sein Musical-Studium abschloss und schon während dessen am Staatstheater am Gärtnerplatz spielte und Abla Alaoui (bekannt als Mary Roberts aus Sister Act) stellen das junge, wilde Gangsterpaar glaubhaft dar, Ablas Song „It Girl“ ist ein Ohrwurm im ersten Akt, der auch zum Ende hin wieder aufgenommen wird. In Sachen Bühnenbild hat man sich etwas Neues ausgedacht: Über die Drehbühne hinweg ist ein großes Viadukt mit drei Brückenbögen aufgebaut, das Bühnenbild wird gewechselt indem das, was vorne auf der Bühne aufgebaut ist, nach hinten gedreht wird und somit das, was sich hinter dem mittleren, verkleideten Brückenbogen befand nun nach vorne gedreht wird. Lediglich das Auto und ein paar kleine Setausstattungen kommen seitlich auf die Bühne; mit den Zügen an der Bühnendecke wird nicht gearbeitet. Des Weiteren steht ein hohes Holzgerüst auf der rechten Seite der Bühne und auf den verkleideten Brückenbogen werden Filmchen oder Umgebungen eingespielt. Die Stimmung kommt immer ausgezeichnet rüber, hat man doch oft ein beklemmendes Gefühl, welches aber zu dem Musical passt.

Prister (Mark Coles)

Hervorzuheben ist die Kirchenszene, in dem Buck getauft wird, mit großem Kreuz, vielen Darstellern und Priester, grandios gesungen von Mark Coles. Blanche Barrow (Navina Heyne, sie war unter den Finalisten von Thomas Gottschalks Show Musical Show Stars im ZDF) vollzieht einen interessanten Wandel von der sehr religiösen Ehefrau von Buck Barrow (Udo Eikelmann, bekannt z. B. aus Tanz der Vampire) zu der Frau, die ihren kriminellen Mann, Clyde und Bonnie unterstützt, der aber dennoch der Glaube an Gott sehr wichtig ist.

 

 

 

 

Bonnie (Abla Alaoui) und Ted (Thomas Klotz)

Auch ist, dem Bielefelder Publikum aus diversen Produktionen bekannten, Thomas Klotz in diesem Stück wieder dabei: Als Ted Hinton, ein Polizist, der Gefühle für Bonnie hat und sie eher mit ihm zusammen sieht, als mit dem gefährlichen Clyde. Sehr schön gesungen ist sein Lied „Ich weiß, ich bin der Beste für Dich“, welches in einem Duett mit Clyde endet. Beim Publikum sehr gut angekommen ist auch die Szene um Buck und Blanche herum, in der Blanche versucht, Buck zu bekehren, den Rest der Strafe abzusitzen und wieder in den Bau zurückzukehren „Wann gehst Du wieder in den Bau?“ – Eine lustige Szene in Blanches Friseursalon, u.a. mit Michaela Duhme und Jessica Krüger. Auch bedachten die Premierengäste das Lied „Du liebst, wen Du liebst“, gesungen von Blanche und Bonnie mit viel Applaus.

Szene aus Bonnie und Clyde

Als einzigen Minuspunkt ist evtl. der Einsatz der Pistolen zu sehen, die das ganze zwar sehr realistisch machen, aber dennoch bis in den Rang hoch sehr laut sind und großzügig eingesetzt werden, so dass der ein oder andere Gast sich doch einige Mal erschrocken haben haben muss.

Wer vor Ort ist, sollte sich auch das schön gestaltete Programmheft kaufen, welches neben Infos zum Stück und den Darstellern auch noch interessante Einblicke zu dem geschichtlichen Hintergrund bietet und auch noch ein Gedicht beinhaltet, welches von Bonnie früher geschrieben worden ist.

Wer sich mit dem Paar auf Raubzug begeben möchte und Lust auf oft flotte Songs hat, hat noch bis zum 16. Januar 2015 bei ca. 15 Vorstellungen die Gelegenheit dazu. Karten unter 0521-51 5454 oder im Internet unter www.theater-bielefeld.de

Copyright Fotos: Martin Becker

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