Regisseur und künstlerischer Leiter präsentiert demnächst Deutschlandpremiere…

Allen Lesern, denen der Name MIRCO VOGELSANG noch nicht so geläufig ist stellen wir den künstlerischen Leiter und Regisseur des Musicals „Die schwarzen Brüder“ (Deutschlandpremiere am 07.08.2014 Schloss Bückeburg) gerne vor.

Mirco Vogelsang hat Anglistik, Germanistik und Philosophie an der Uni Hannover und Hagen studiert. Später erschienen zahlreiche seiner erfolgreichen Musikfilme. So beispielsweise „Herbsterwachen“, ein Film, der seit der Uraufführung 2007 auf zahlreichen internationalen Filmfestivals aufgeführt und nominiert wurde. Ein weiterer Film unter seiner Regie ist „Der kleine Prinz“ (2009 und 2010 in Bozen) oder das Musical „Alpenrose“ 2011/2012 in Bern. Sein aktuellstes Werk „1476 Bedroht. Entschlossen. Vereint“ wurde diesen Sommer in Murten/CH aufgeführt.

Vogelsang kennt man aus dem Theaterbereich, wo er u.a. am Staatstheater Hannover, der Elisabethbühne in Salzburg, dem Stadttheater St. Gallen, am Staatstheater Darmstadt und verschiedenen freien Theaterbühnen in der Schweiz erfolgreich tätig war/ist.

Sein Drehbuch zu „Das Vermächtnis der Lazariter“ wurde am 59. Internationalen Filmfestival Locarno von der Societé Suisse des Auteurs (SSA) ausgezeichnet.

Seine Inszenierung des Musicals „Die schwarzen Brüder“ 2007 in der Schweiz (Stahlgiesserei, Schaffhausen) wurde von Presse und Publikum zum besten Musical gekürt. Im Sommer 2010 fand das Musical nochmals auf der Seebühne in Walenstadt seine Aufführung. Nächste Station und gleichzeitig Deutschlandpremiere des Musicals wird auf Schloss Bückeburg am 07.08.2014 sein.

Herr Vogelsang, ich versuche in kurzen Sätzen den Inhalt des Stückes „die schwarzen Brüder“ wieder zu geben. Korrigieren Sie mich ggf. Es geht in der Geschichte um einen Jungen, Giorgio, der aus einem Tessiner Bergdorf stammt und dessen Freund Alfredo. Beide werden an Kaminfegermeister in Mailand verkauft und getrennt. Giorgio wird Teil der Familie Rossi. Die Frau des Hauses misstraut und verachtet den Jungen offensichtlich. Auch deren Sohn Anselmo ist ihm nicht gut gesinnt und drangsaliert den Jungen, wo immer er nur kann. Doch es gibt da die todkranke Tochter, die ein Herz für Giorgio besitzt und ihn versucht, vor dem Schlimmsten zu bewahren. Wie so oft ist die Angst mit Hoffnung verbunden. Bei einem Unfall im Kamin, der Giorgio fast das Leben gekostet hätte, rettet ihm der Luganer Arzt Dr. Casella das Leben und verspricht, dass er den schwarzen Brüdern helfen wird, wenn sie wieder in Lugano eintreffen. Die Hoffnung die Heimat und ein normales Leben wiederzuerlangen ist so nahe. Doch noch während sie fliehen ahnen sie nicht, dass Luini ihre Spur bereits aufgenommen hat.

Meine erste Frage: Wie bzw. auch wann entstand die Geschichte zu dem Stück?
Ich war für eine Zeit Spielleiter der grössten Kinderbühne der Schweiz und ständig auf der Suche nach geeigneten Stoffen. Eine gute Freundin legte mir den Roman ans Herz und nachdem ich diesen gelesen hatte, war mir sofort klar, dass der Stoff auf die Bühne gehört. Das war vor ziemlich genau zehn Jahren.

Zu Beginn hat jeder Autor und Komponist eine Idee. War es in der Entstehungsphase so, dass man sich thematisch immer wieder mal neu orientiert hat und demnach oft von der ursprünglichen Idee/Geschichte abkam?
Es gab in der Entwicklungsphase einige Szenen, die dann während der Proben zur Uraufführung teils umgearbeitet wurden und teils auch komplett wegfielen. Aber grundsätzlich lieferte die Vorlage des Romans natürlich einen guten roten Faden, den es zu erhalten galt. Giorgios Weg ist ja durch Lisa Tetzner vorgezeichnet und wurde somit auch zum Haupterzählstrang des Musicals.

Wann begann die Idee zu wachsen, ein Musical daraus zu gestalten, oder war dies von Beginn an Plan, ein Musiktheaterstück zu produzieren?
Ja, es war sehr schnell klar, dass wir den Spazzacamini eine Gesangsstimme geben wollten. Die Charaktere sind schrill und bunt, meistens schwarz/weiss, teils tragisch aber auch komödiantisch. Das bot uns die perfekte Grundlage für eine Partitur.

Für alle, die das Stück nicht kennen, wie muss man sich die Musik zur Geschichte vorstellen? Es ist ja eher die Richtung Drama. Ist die Musik klassisch und eher schwer gehalten?
Es ist natürlich schwer, sein eigenes Werk in eine Schublade zu stecken und bestimmte Beispiele heranzuziehen. Unabhängige Stimmen haben die Musik oft mit klassischen Musicals verglichen. Die Sonntagszeitung aus der Schweiz fühlte sich in den Ensembleszenen an Kurt Weill oder Leonard Bernstein erinnert, was uns ehrt und mit Stolz erfüllt. Gerade Kurt Weill stand tatsächlich ein bisschen Pate für das Mailänder Volk. Es ist eine sehr rhythmische Musik, die durch die Auftritte der „schwarzen Brüder“ in Liedform ergänzt wird. Die Partitur ist fast durchkomponiert und wird von 15 Musikern gespielt.

dsb_florian_john_copyright Tiffy SosoWarum betitelt man die beiden Jungen „schwarze Brüder“?
„Die schwarzen Brüder“ sind ein Geheimbund, den die aus dem Leben ausgegrenzten Kaminfegerkinder aus dem Tessin in Mailand gegründet haben, um sich zu unterstützen, wenn Gefahr droht oder ein einzelner Hilfe benötigt. Alfredo, Giorgios bester Freund, ist ihr Anführer. Nach Alfredos Tod übernimmt Giorgio diese Rolle und mit Hilfe eines Arztes aus Lugano gelingt einigen von ihnen die Flucht aus Mailand.

Sie als Regisseur und künstlerischer Leiter erleben nun die dritte „Wiederaufnahme“ des Stückes. Was verbinden Sie damit für Gefühle?
Die Uraufführung fand ja unter meiner Regie in Schaffhausen statt. Die Walenstadt Inszenierung wurde ohne mein Zutun realisiert. Die Produktionsfirma hatte leider kein Interesse uns Autoren zu involvieren – wir wurden da vollständig aussen vor gelassen. Dementsprechend unbefriedigend war auch das Ergebnis, vor allem künstlerisch. Dass ich als Regisseur mein Werk nun ein zweites Mal – und noch dazu in meiner Heimatregion auf Schloss Bückeburg – realisieren kann, bedeutet mir sehr viel. Das Ensemble ist grandios, die Stimmung hervorragend und es entsteht langsam ein Gesamtbild, auf das wir alle sehr stolz sein können. Die schwarzen Brüder und Giorgio sind natürlich wieder mit Kindern besetzt, was dem Stück eine einzigartige Qualität verschafft.

Was ist für Sie das Besondere daran, dass Sie die auch bei der deutschen Erstaufführung maßgeblich beteiligt sein werden?
Da wäre zum einen die Tatsache, dass wir als Produktionsfirma eine beispiellose Unterstützung in der Region erfahren. Das Interesse und die Neugier sind gross, vor allem, weil eine solche Grossproduktion ein Novum in der Kulturgeschichte Schaumburgs ist. Seit 2008 sind wir als Team daran, das Musical nach Deutschland zu bringen – und fast wäre es Köln geworden. Doch damals kam die Wirtschaftskrise – und wir mussten auf die Gelegenheit warten, das Stück wieder in den Fokus zu bringen. Ich freue mich, unser Werk nun endlich einem deutschen Publikum bekannt zu machen.

 Was wird die deutsche Premiere zu den Schweizer Aufführungen unterscheiden?
Die Partitur wurde von unserem musikalischen Leiter Andreas Pabst mit mir überarbeitet. Nach all den Jahren hat man als Autor einen gewissen Abstand zu seiner Arbeit, was gut ist. Wir haben das Stück gestrafft, zwei, drei Szenen wurden gestrichen, was Raum schaffte um das Stück atmen zu lassen. Die Idee des musikalischen Leitmotivs wurde ausgebaut, wodurch mehr dramaturgische Tiefe entstehen konnte.

Gibt es etwas, was Sie gerne den MFJ – JUST MUSICALS Lesern über die Inszenierung mitteilen möchten? Liegt Ihnen etwas besonders am Herzen?
„Die schwarzen Brüder“ ist ein Musical, das sich an all diejenigen richtet, die von einer Geschichte unterhalten werden wollen. Unser Musical ist kein technisches Spektakel sondern eine Adaption eines Literaturstoffes, wie „Oliver!“, „Les Misérables“, „Cabaret“. Wir wollen die Menschen mit einem Stoff erreichen, der historisch ist und moralische Fragen aufwirft. Wir haben den Anspruch zu berühren und ich würde mich freuen, wenn es uns allen gelingt, dass die Geschichte der Spazzacamini in Europa nicht vergessen wird.

Abschließend bitte ich Sie „Die schwarzen Brüder“ in 3 Sätzen den Lesern schmackhaft zu machen.
„Die schwarzen Brüder“ ist die Geschichte eines Jungen, der sein Schicksal in die Hand nimmt und nie aufhört an das Gute im Menschen zu glauben. Die Partitur ist klassisch und wird von ausgebildeten Kinderstimmen sowie einem hervorragenden Musicalcast zum Leben erweckt und birgt eine emotionale Tiefe wie etwa „Les Misérables“ oder, „West Side Story“.

MFJ JUST MUSICALS dankt Ihnen, Herr Vogelsang, für Ihre Mühe und Zeit für das Interview und wünscht Ihnen großen Erfolg mit „Die schwarzen Brüder“. Selbstverständlich werden wir von der Premiere berichten. Bis dahin eine erfolgreiche und spannende Zeit.

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