„Artus – Excalibur“

(c) Stauigel

St. Gallen – in der schönen Schweiz gelegen- gilt  schon lange als heimliche Musicalhochburg am Bodensee. Zurecht, denn ausgewählte Stücke, mitunter seit Jahren zahlreiche Welturaufführungen in Verbindung mit Starbesetzungen, zeichnen St. Gallen aus und der Erfolg beweist es wieder und wieder.
Auch in diesem Frühjahr gab es dort wieder eine Welturaufführung. Nach „Der Graf von Monte Christo“ war es 2013 „Moses“ (wir berichteten ebenso) und dieses Jahr wurde mit „Artus“ von Frank Wildhorn, Ivan Menchell und Robin Lerner eine weitere Welturaufführung gefeiert. Diese fand bereits am 15.3.2014 statt und lief wie ein Lauffeuer durch die Welt-Presse.

Der Inhalt des Musicals:

Zunächst erscheinen etliche Texteinblendungen auf dem riesigen Vorhang, der einem zu Beginn die Sicht auf die Bühne verdeckt. Es wird berichtet, in welchen schweren Zeiten sich Britannien im 5./6. Jahrhundert befindet. König Uther Pendragon wurde von Loth von Orkney getötet wurde, der nun eine Schreckensherrschaft führt und das Land sich somit im Chaos befindet.

Als sich der Vorhang hebt und die dichten Nebelschwaden abziehen, erkennt der Zuschauer ein Schlachtfeld, auf dem die Toten betrauert werden (Song: Feld der Ehre). Guinevere und ihre Mutter finden hier ihren toten Mann bzw. Vater wieder. Es werden alle Gefallenen  bestattet und bekommen somit ihre letzte Ruhestätte.

Merlin betritt die Szene und klagt in seinem Lied „Der Heiler“, welche schwere Zeiten gerade herrschen. Er versenkt das Schwert Excalibur in einem Steinberg und verfügt, dass nur jener Mann von königlichem Geblüt König sein soll, der es vermag, das Schwert aus diesem Stein zu ziehen.

Bevor das Volk ihn entdecken kann, flieht Merlin. Die Engländer halten das Schwert für ein Zeichen Gottes. Sie lesen die Inschrift und daraufhin versucht jeder Mann, Excalibur aus dem Stein zu ziehen. Doch bisher hat es noch niemand geschafft. Während dieses Wettstreites überfallen die Truppen von Loth von Orkney unter Führung seines Sohnes Sir Gareth diesen Ort. Er selbst versucht sich darin, das Schwert aus dem Stein zu ziehen, scheitert aber ebenfalls, was ihn in rasenden Zorn fallen lässt. Es entwickelt sich ein  Gefecht, währenddessen der unbewaffnete Artus das Schwert aus dem Stein zieht, um seinen Freund Lancelot zu retten und fügt mit diesem Gareth eine hässliche Narbe bei. Die Bürger Britanniens fallen vor Artus auf die Knie. Ihm aber ist noch gar nicht bewusst, was sich gerade ereignet hat. Die Angreifer verschwinden, nicht ohne eine Drohungen zu hinterlassen. Artus erklärt, dass er nicht königlichen Blutes sei und somit hier ein Fehler vorliege. Merlin, der inzwischen wieder aufgetaucht ist, widerspricht ihm und erklärt, was damals passiert ist. Ector ist nicht der leibliche Vater von Artus. Er selbst, Merlin, habe Artus als kleines Kind zu Ector gebracht, damit er ihn aufzieht. Artus ist der einzige Sohn von Uther Pendragon. Doch Artus glaubt ihm nicht und flieht in einen Wald. Merlin eilt ihm nach und zeigt ihm auf magische Weise Bilder aus der Vergangenheit, was damals wirklich geschah.

König Uther Pendragon ist verheiratet hat eine Tochter, Morgana. Aber er verzehrt sich mehr nach Igraine, die jedoch ebenfalls anderweitig verheiratet ist.  Mit Hilfe eines Zauberspruchs von Merlin verwandelt sich Uther in den Ehemann von Igraine und die beiden zeugen in jener Nacht ein Kind. Dieser Junge ist Artus, den Merlin als Belohung für seinen Zauber verlangt. Igraine stirbt bei der Niederkunft, der Zauberer bringt das Kind zu Ector und lässt es dort. Doch dieser darf Artus seine wahre Herkunft niemals verraten.

Artus ist nun wütend und enttäuscht über diese Information und glaubt, dass Merlin ihn nur benutzt hat.

(c) Theater St. Gallen

Uther ist nun dermaßen wütend darüber, dass er seinen Sohn Merlin übergeben musste, dass er seine kleine Tochter Morgana, die er zuvor noch so geliebt und verwöhnt hatte, hasst – sie regelmäßig schlägt und sie zuletzt in ein Kloster verbannt.

Dort übt Morgana sich in schwarzer Kunst und plant ihre Flucht. Sie hat geträumt, was sich damals zugetragen hat, und weiß nun, wer Artus ist. Ihr gelingt schließlich die Flucht und sie plant ihre Rache.

Artus durchstreift den Wald, um einen klaren Kopf zu bekommen. Er trifft auf Guinevere, die dort die Grabstätte ihres Vaters besucht und – wie sollte es anders sein – verliebt sich in sie. In dem Lied „Wahrer Held“ überdenkt Artus seine Entscheidung und nimmt Excalibur und sein Schicksal an.

(c) Theater St. Gallen

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Währendessen wird er angegriffen und Lancelot steht ihm zur Seite. Es ist wieder Sir Gareth bei den Angreifern dabei und Artus lässt erneut Gnade walten und tötet ihn nicht. Merlin betritt die Szene und schlägt vor, Sir Lancelot zum 1. Ritter zu machen. Er zeigt den beiden die Ruine Camelot und weissagt, dieses Schloss solle, wenn es erst wieder aufgebaut wurde, zum Symbol der Wahrheit und Hoffnung werden.  Die Tafelrunde wird gegründet und auch Ector ist mit dabei und überglücklich, dass Artus ihn noch immer als Vater bezeichnet. Merlin ist als Ratgeber ständig dabei. Morgana erscheint und will Artus sprechen. So lernt er seine Halbschwester kennen. Morgana hat das 2. Gesicht, ebenso wie Merlin. Sie erklärt, was damals passiert ist. Artus will sie beschwichtigen, freut sich über eine Schwester und reicht ihr die Hand. Doch diese schlägt sie aus, sie hat nur Rache im Sinn. Artus  schickt Lucan los, um seine Liebe Guinevere  nach Camelot  zu holen, damit er sie heiraten kann.

(c) Theater St. Gallen

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Morgana ist zu Loth geeilt und bietet ihm an, dass er König von ganz England werden kann – mit ihrer Hilfe. Sie kennt Artus Schwachstelle, nämlich Guinevere. So könne sie gleichzeitig ihre Rache an Artus vollenden.

Guinevere und Lucan werden auf ihrer Reise angegriffen von Loths Männern. Lancelot rettet Guinevere, doch Lucan stirbt in diesem Gefecht.

Merlin trifft auf Morgana und erklärt ihr, was gerade in Camelot passiert. Nämlich, dass Artus gekrönt wird, das Volk hinter ihm steht und alle Ritter seiner Tafelrunde ihm die Treue schwören.“ Heute Nacht fängt es an“

Jetzt fällt der Vorhang zum ersten Akt.

(c) Theater St. Gallen

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Zu Anfang des 2. Aktes findet sich der Zuschauer als Gast auf Artus und Guineveres Hochzeit wieder. Während dieser Feierlichkeit tanzt Lancelot mit der Braut und gibt ihr zu verstehen, wie viel sie ihm bedeutet. Doch sie versteht seine Anspielungen nicht. Loths Leute stören indessen die Feierlichkeiten und verwunden dabei Ector schwer – als dieser letztlich in Artus Armen stirbt. Merlin warnt Artus davor, Excalibur für einen Rachefeldzug einzusetzen, doch dieser ist bereits blind vor Rache.

Loth schmiedet zusammen mit seinem Sohn Pläne. Morgana erscheint und stellt Forderungen. Diese sind jedoch zu viele für ihn und er fordert Morganas Kopf, sobald er Excalibur bekommen hat und lässt sie sofort einsperren. Dort klagt sie über ihr Leben, welches wirklich grausam war. Dann darf sie dennoch gehen.

In Camelot wird die Schlacht  vorbereitet. Auch als Guinevere mit ihm reden will, weist er sie zurück und schickt sie weg. In Artus ist nur noch Trauer, Wut und Rache.

(c) Theater St. Gallen

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Morgana dringt in Merlin´s Hexenküche ein. Merlin stellt sie und die beiden handeln einen Deal  aus. Morgana will Wissen, will alles erfahren was Merlin kann und weiß. Im Gegenzug wird sie ihren Mann Loth zurückpfeifen, auf das Friede im Land herrsche.

Artus vergrößert sein Heer, er erfährt, dass Lancelot vermisst wird. Guinevere hat gelauscht und begibt sich nun auf die Suche nach dem 1. Ritter. Sie findet und belauscht ihn. So erfährt sie, was Lancelot für Gefühle für sie hat. Da sie selbst so gekränkt ist, weint sie sich dort bei ihm aus. In „Wo ging die Liebe hin“ besingen die beiden ihr Schicksal.

Lancelot ist ihr in ihrer Not ein guter Freund, der sie zwar liebt und gern mehr möchte, aber den Verrat niemals begehen würde.

Morgana eilt zu Artus und erzählt ihm, dass Lancelot und Guinevere ihn betrügen. Er glaubt ihr nicht, doch als er die beiden in einer von ihr erzeugten Trugvision sieht, glaubt er an das Verhältnis. Nun ist sein Zorn grenzenlos und er verbannt beide.

Merlin will noch retten, was zu retten ist und eilt zu Morgana. Er erkennt, wie stark sie geworden ist und kann sich selbst nicht vor ihr retten. Morgana gelingt es, Merlin so für sich einzunehmen, dass er sich ihr hingibt. Sie nimmt ihm mit schwarzer Magie die Gabe des 2. Gesichtes. Nun ist er ein alter Greis, der keine Zauberkräfte mehr besitzt – sie hat ihn zerstört. Als Merlin sich noch einmal zu Artus begibt, fordert er ihn auf, das Land zu einen und seiner Bestimmung zu folgen. Er könne ihm nicht mehr helfen.

Artus ist völlig verzweifelt, will aber dennoch seine Mission zu Ende bringen.

Die entscheidende Schlacht beginnt. Viele fallen oder werden verletzt auf beiden Seiten. Lancelot kämpft mit Artus Truppen und unterstützt seinen König und Freund, wird dabei von Loth verwundet. Artus tötet daraufhin Loth. Der Sieg ist sein, allerdings zu einem sehr hohen Preis, denn Lancelot stirbt in seinen Armen. Doch versichert er ihm vorher noch, dass zwischen ihm und Guinevere nichts war. Artus glaubt ihm und verzeiht seinem besten Freund.

Wenig später ist Lancelot begraben und Artus trauert an seinem Grab. Als Guinevere auftaucht, ist er voll des Glücks und will sie in seine Arme schließen. Doch er erkennt, dass es nicht seine Frau ist, sondern Morgana, die ihn nun töten will. Sie hat sich wieder das Aussehen von Guinevere „geliehen“ um ihn zu täuschen. Doch die echte erscheint und mit Pfeil und Bogen verletzt sie Morgana. Artus kann sie mit Excalibur endgültig töten und er schließt seine Frau in seine Arme. Er verzeiht ihr und weiß nun: „heute Nacht fängt es an!!“

 

Die Darsteller:

Arthus: Patrick Stanke
Guinevere: Annemieke van Dam
Merlin: Thomas Borchert
Morgana: Sabrina Weckerlin
Lancelot: Mark Seibert
Ector: Alexander Bllinkx
Loth von Orkney: Robert Johansson
Sir Gareth: Kevin Forster
Oberin: Colleen Besett
Lucan: Gero Wendorff
Prieser: Marc Lamberty
Jgraine: Jeannine Michele Wacker
Uther Pendragon: Rupert Markthaler

Viele der oben genannten Musicalstars ersparen wir uns an dieser Stelle, nochmals vorzustellen. Ihre Namen sind Musicalfans bestens bekannt, denn sie sind das „who is who“ der deutschsprachigen Musicalwelt.

Mann muß jedoch an dieser Stelle bemerken, dass alle Darsteller mit vollem recht für ihre jeweilige Rolle besetzt wurden, denn sie passen mit Haut und Haar in ihre Rollen. Natürlich werden sie sich in Diese im Laufe der Zeit mehr und mehr einspielen. Manche Szenen wirken noch etwas krampfhaft und auch die Rolleninterpretation muss noch teilweise wachsen. Der „Stoff“ ist jedoch zugegeben sehr komplex, anspruchsvoll und ebenso die Rollen verlangen jedem Darsteller sehr viel ab. Vergleichbar gibt es kein Stück auf der Bühne, wo man sich vielleicht Dinge „abschauen“ könnte. So ist jeder Künstler in seiner Rollenentwicklung zwar frei, dennoch gefordert, diese zu interpretieren. Eine wahrlich große, aber mit Sicherheit spannende Herausforderung.

Wie fast immer in St. Gallen war das Haus nahezu komplett ausverkauft. Bedauerlicherweise gibt es dort – was wohl ein grunsätzliches Problem bei Musikstücken des Theaters zu sein scheint – Probleme mit Ton und Technik. Sabrina Weckerlins Stimmgewalt scheint für die dortigen Lautsprecher eine Herausforderung zu sein, denn wenn sie ihre Stimme voll ausspielt, schnarren die Lautsprecher doch merklich. Ebenso, wenn das gesamte Orchester aufspielt, hat man als Zuhörer große Schwierigkeiten, dass Gesungene zu verstehen. Die Abstimmung zwischen Musik und Gesang lässt leider noch immer etwas zu wünschen übrig. Es ist schade, dass dieses Problem noch immer nicht behoben werden konnte, denn diese Problematik, ist schon seit den vorherigen Produktionen bekannt.

(c) Stauigel

Das Bühnenbild von Peter J. Davison ist an allen Stellen sehr gut gelungen. Es erzeugt mit einfachen Mitteln (z. B. Trennwänden, Bäumen oder Mauern) sehr realistische Eindrücke- egal, ob man sich nun im Wald befindet, in Camelot oder auf dem Schlachtfeld.
Dies kann man leider nicht so ganz von den Kostümen behaupten. Ihnen fehlt teilweise etwas die Liebe zum Detail. Die Schlussszene als Beispiel genannt, in der Artus und Guinevere spielen. Dort erscheint sie in einer roten Stretchjeans. Es irritiert schon sehr, wirkt befremdlich, denn es ist definitiv unpassend für die damalige Zeit, wo doch alle Kostüme nach Möglichkeit zeitgemäß gehalten wurden.

(c) Stauigel

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Die Musik von Frank Wildhorn ist, wie gewohnt, ein wahrer Ohrenschmaus. Er versteht es wieder einmal mitreißende und sanfte Melodien abwechelnd zu erschaffen, die sofort ins Ohr gehen. Den Sängern mit Sicherheit wieder auf den Leib komponiert, so kennt man Wildhorn und sein Rezept funktioniert und geht auf. Im Gesamten wirkt alles wunderbar und seine Musik wird natürlich durch diese herrlichen Stimmen der hervorragenden Künstler getragen!!!

(c) Stauigel

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Auf jeden Fall ist dieses Stück unbedingt sehenswert. Ein Muss für Musicalfans, das er sich nicht entgehen lassen sollte. Das Aufgebot an Künstlern, die Creme de la Creme an Musicaldarstellern, gibt in den knappen drei Stunden ihr Bestes und lässt dabei vergessen, dass man sich in der Schweiz im 20 Jahrhunderts befindet und nicht in Brittannien im 6. Jahrhundert!

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