„City of angels“ – Die Verwebung zweier Handlungsstränge in einem Musical

Selten aufgeführt wird das oben genannte Stück, aber das Theater Bielefeld wagte sich an den Stoff und feierte am 18.05.2013 im Stadttheater, unter der musikalischen Leitung von W. W. Murta, eine gelungene Premiere mit einer hochkarätigen Besetzung.

Das Musical hatte am Broadway seine Uraufführung in dem Jahre 1989 und stammt aus den Federn von Cy Coleman (Musik), Davod Zippel (Lyrics) und Larrys Gelbart (Buch).

Es spielt in den 40’er Jahren und verbindet das reale Leben des Romanautors Stine (Veit Schäfermeier) mit seiner erschaffenen Krimi-Roman-Parallelwelt, dessen Hauptfigur Stone (hervorragend: Alexander Franzen) darstellt. ©103_City_BI_KuB

Stine, der bisher nur Romane schrieb, soll ein Drehbuch für Buddy Fidler (Norbert Wendel) schreiben, betrügt seine Ehefrau (Gabby als Roberta Valentini) mit der Sekretärin (Sarah Kuffner als Oolie) des Produzenten und muss des öfteren seine Arbeit ändern, um den Ansprüchen Fidlers gerecht zu werden. In seinem Drehbuch bekommt der Detektiv Stone von Alaura Kingsley (Brigitte Oelke) den Auftrag, ihre verschwundene Stieftochter Mallory Kingsley (Annabelle Mierzwa) wieder zufinden, gerät dann aber in das böse Spiel von Alaura, die es auf das Erbe ihres Mannes Luthers (Helmut Westerhausser) abgesehen hat und dafür auch über Leichen geht.

Besonders schön wurde das Stück umgesetzt. Es fängt mit einer Videoprojektion auf den Saalvorhang an, so dass man sich gleich wie in einem Krimi fühlt und es ertönt die erzählende Stimme des Stone. Des weiteren werden die Handlungen im Film nur in schwarz/weiß dargestellt, da es zu dieser Zeit noch keinen Farbfernseher gab. Das Real-life hingegen spielt in einer farbigen Welt. An einigen Stellen ergänzen sich beide Welten und es wird parallel gesungen, wie unter anderem in „Was Du nicht weißt über Frauen“ von Oolie (Sarah Kuffner) und Gabby (Roberta Valentini).

Es ist interessant zu sehen, wie alle Darsteller, außer Stine und Stone, in beiden Welten in verschiedenen Rollen vertreten sind und zwischen den Welten hin und her wechseln.

©553_City_GPLustig für das Publikum sind die Szenen, die von Stine geschrieben werden und zeitgleich auf der Bühne zu sehen sind. Wenn Stine mit seinem Text nicht zufrieden ist, verwirft er diesen und schreibt die Szene neu. Heißt: Die Akteure des Films laufen rückwärts und sprechen ihren Text ebenfalls rückwärts. Es gibt auch eine Stelle, an der über den Film gesprochen wird und dieser zeitgleich auf der anderen Seite der Bühne gespielt wird.

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Auch sehr schön wird zum Beispiel das Radiohören in Stones Welt dargestellt: Er sitzt auf seinem Bett und macht das Radio an. Sogleich erscheinen oben im Bühnenbild der Schlagersänger Jimmy Powers (Thomas Klotz, der auch für die Choreographie  des Stückes zuständig ist) mit dem Angel City Four.

©071_City_BI_KuBEin weiteres Stilmittel, welches auch im Theater angewandt wird, ist die Slow-Motion. Diese kommt in einer Kampfszene zwischen Stone und zwei Schlägertypen (Nico Gaik und Benjamin Armbruster) zum Einsatz.

Auch ist Carlos H. Rivas hervorzuheben, der mit dem Lied „Mein größter Wunsch wird wahr“ hervor sticht: Eine südamerikanische Nummer, bei der das Publikum viel zu lachen hat.

Der Höhepunkt des ersten Aktes ist die Nummer „Du bist nur, weil ich bin“ zwischen Stine und Stone. Schäfermeier und Franzen ergänzen sich hervorragend in diesem Lied und stellen fest, dass der eine ohne den anderen nicht sein kann: Weder Stine, der seine Romanfigur zum Erfolg braucht, noch Stone, den es ohne Stines Roman-Welt nicht geben würde.

Veit Schäfermeiers grandiose Stimme kommt bei „Komisch“ zur vollen Geltung und wird von ihm wunderbar vorgetragen.©559_City_GP

Alles in allem ein sehr interessantes Krimi-Komödien-Stück zum Mitdenken, welches vom Theater Bielefeld sehr gut umgesetzt wurde und dessen Darsteller einen wirklich guten Job machen.

Fotos: M. Stutte

Karten gibt es unter 0521-515454 oder www.theater-bielefeld.de

Weitere Aufführungstermine: 21.05., 30.05., 01.06., 14.06., 16.06., 03.07., 04.07. und 13.07.

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