Don’t dream it – be it! Das Theater Mönchengladbach lädt zum Time Warp

Rocky Horror Show Krefeld Mönchengladbach

(Foto: Stutte / Theater Krefeld Mönchengladbach)

Am 4. Dezember 2011 verwandelte sich das Theater Mönchengladbach in das Schloss von Frank’nFurter lud zur Rocky Horror Show.

Wie der Name schon vermuten lässt, ist dies alles andere als ein gewöhnliches Musical.

(Inhalt): Das frisch verlobte Paar Brad und Janet sind auf dem Weg zu ihrem ehemaligen Professor Dr. Scott, als sie eine Reifenpanne haben. Brad erinnert sich ein Schloss gesehen zu haben, also machen sie sich auf den Weg durch den Regen, in der Hoffnung dort telefonieren zu können. Doch ihre Hoffnung wird jäh zerstreut als sie den Herren des Schlosses Frank’n Furter kennen lernen, der ihre frigiden Wertvorstellungen in den Grundfesten erschüttert.  Es sollte eine Reise werden die sie so schnell nicht vergessen.

Zunächst einmal zur Usherette/Magenta, hier gespielt von Esther Keil. Gleich zu Beginn der Vorstellung animiert sie das Publikum dazu, sich nicht zurückzuhalten und mitzumachen. Da sie eine sehr rockige und raue Stimme hat, kommt diese Einleitung sowie das Intro „Science Fiction Double Feature“ perfekt zur Geltung. Durch die Art wie sie mit dem Publikum spielt hat man sofort das Gefühl, dass sie mit ganzem Herzen dabei ist.  Auch als Magenta kann sie überzeugen, mimt die gelangweilte und genervte Dienerin.

Felicitas Breest ist als Janet Weiss genau so nervtötend wie man sie aus der Filmversion „The Rocky Horror Picture Show“ kennt. Doch das ist absolut positiv. Mit der quietschigen Sprechstimme und ihrem theatralischen Gehabe geht sie sogar ihrem Verlobten auf die Nerven.

Im völligen Gegensatz dazu steht ihre Gesangsstimme, mit der sie beweist, dass sie nicht nur quietschen kann.

Ronny Tomiska in der Rolle des Brad Majors ist  genau so überzeugend. Bei ihm fiel mir vor allem die Optik auf, denn er sah fast genau so aus wie Barry Bostwick in der Filmversion dieses Musicals. Seine Darstellung des Brad war stimmlich wie auch schauspielerisch absolut authentisch.

In der Rolle des Erzählers fühlte sich Matthias Oelrich sichtlich pudelwohl, rauchte auf der Bühne, ließ sich von den „Boring!“-Rufen nicht aus dem Konzept bringen und wiederholte sogar die Zeile noch einmal wenn das Publikum das „Uh!“ nach Dr. Scott oder das „Pscht!“ nach Eddie verschlief.

Seine tiefe, weiche Stimme ist perfekt für den Erzähler der mal energisch, mal geheimnisvoll, die Geschichte um Brad, Janet und Frank’n Furter begleitet.

Spätestens bei der Zugabe von Time Warp sah man dass er völlig in seinem Element war und hüpfte quer über die ganze Bühne.

Adrian Linke als Frank’n Furter war einfach nur genial. Schon sein erster Auftritt mit dem Song „Sweet Transvestite“ ließ das Publikum jubilieren. Er spielte den exzentrischen, lüsternen, bisexuellen Herren des Hauses mit Bravur und ließ keinen Zweifel daran, dass er nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht ist. Adrian blieb das ganze Stück hindurch stark, stimmlich und schauspielerisch und brillierte mit einer unglaublichen Bühnenpräsenz.

Enttäuschend war leider die Darstellung von Eddie, gespielt von Felix Banholzer, den man über das Ensemble und die Band leider nur an vereinzelten Stellen kurz hören konnte.  Hier fehlte irgendwie der entsprechende Funke, der überspringen sollte.

Bei Cornelius Gebert der Rocky spielte konnte man das gleiche Problem verzeichnen. Ihm kam in diesem Stück eine weitaus größere Sprechrolle zu, als man es von anderen Produktionen oder dem Film gewohnt ist. Wenn er sprach war er deutlich zu verstehen, wenn er sang leider nicht mehr. Optisch passte er perfekt in die Rolle und stellte Rocky selbstbewusster dar als in anderen Versionen.

Helen Wendt in der Rolle der Columbia war genau so wandelbar wie sie es in dieser Rolle sein musste. Vom kreischenden „Frankie Fan“ bis zum Gefühlsausbruch und Wutanfall gegenüber ihrem Meister ist alles dabei und alles sehr gut gespielt.

Paul Steinbach passte stimmlich perfekt zu Riff Raff und spielte den genervten, gelangweilten und letztendlich hysterischen Diener von Frank’n Furter sehr souverän.

Joachim Henschke in der Rolle des Dr. Everett Scott, Brad und Janets ehemaliger Professor, konnte den deutschen Akzent in den englischen Liedern perfekt imitieren und war stimmlich ideal für diese Rolle. Auch schauspielerisch war er einfach stark und stach neben Adrian Linke hervor.

Das Ensemble war bis auf eine Ausnahme, die immer gelangweilt zu sein schien, durchweg motiviert und hatte Spaß an dem Stück. Die Tanzszenen wirkten nicht einfach bloß heruntergetanzt, sondern wie eine große Party.

Das Bühnenbild von Johanna Maria Burkhart war sehr an dem Set aus dem Film orientiert. Beispielsweise gab es eine David-Statue, einen angedeuteten Rundgang der nach oben führte wo die Musiker saßen und in der Mitte einen großen Aufzug. Ein witziges Detail war die Bundestagskuppel auf dem projizierten Schloss, die die Glaskuppel über dem Laboratorium darstellte.

Die Bühne ließ sich mit wenigen Handgriffen umbauen, auf- und abfahren und ermöglichte dadurch zum Beispiel sowohl den schnellen Wechsel zwischen Foyer und Laboratorium als auch vom Laboratorium zur Showbühne.

Die Kostüme waren genau so originell wie das Bühnenbild. Auch die Kostüme sind von Johanna Maria Burkhart und waren alles andere als langweilig. Das komplette Ensemble war sehr im Style von Rock und Gothic angehaucht. Kostüme und Perücken bestachen in ihrer Abwechslung.

Die Inszenierung von Frank Matthus ist sehr nah am Original orientiert, da die meisten Stellen bzw. der Text im Stück gar nicht verändert werden darf. Dennoch hat Matthus es geschafft dem Stück seine persönliche Note zu geben, so dass es nicht kopiert wirkte.

Die dramaturgische Leitung übernahm Ulrike Brambeer, die auch 20 Minuten vor Vorstellungsbeginn den Zuschauern den Time Warp beibrachte.

Alles in allem, war es eine wirklich gelungene Show mit sehr „mitmachfreudigem“ Publikum und großartigen Darstellern die alle unglaublich und sichtbar Spaß an diesem Stück hatten und eine große Party daraus zelebriert haben. Ich kann diese Produktion nur empfehlen, ob schon mal gesehen oder nicht.

Wer also Lust auf einen witzigen Abend im Theater hat mit viel Gelächter und Rock’n’Roll und Erotik, der ist bei der Rocky Horror Show im Theater Mönchengladbach genau richtig.

Rebecca Schollas für Musicalfotojournalismus,  Dezember 2011

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