Neuer, strahlender Stern am „Sky“?

Patrick SchenkVergnügt zwinkert er ins Publikum, „winkt noch mal rauf, in Gedanken schon ganz weit“ Wow! Mamma Mia!!! Wer ist dieser SkyDarsteller, der mit Witz und Power begeisterte? Patrick Schenk! Aha, ein Neuer? Von wegen! Im Sommer spielte er Marius in „Les Miserables“ und eroberte die Herzen im Sturm mit einer klaren, schönen Stimme und einem überzeugenden Schauspiel. Kaum von der Bühne dachte man: “Mein Herz ruft nach Dir!” Jubelrufe bewiesen, er hinterließ alles Andere als „Schweigen an den Tischen“. Patrick Schenk zählt trotz zahlreicher, bedeutender Hauptrollen und Engagements vielleicht noch zu den Unbekannteren der Branche. Zweifellos erkennbar: ein ganz besonderer Stern am/in „Sky“. Zum Ende von Mamma Mia trafen wir den Charmeur mit den ausdrucksstarken und verträumten Augen und sagten „Danke für die Lieder“.

Mit „Mamma Mia“ in Stuttgart endete Deine Ära Erstbesetzung „Sky“…
Wie fühlst Du Dich?

Na ja, es ist schwer zu beschreiben. Das Gefühl kommt sicherlich mit der letzten Show. Man merkt es sind die letzten Tage. Jetzt geht es wieder zu einer anderen Station. Natürlich ist Wehmut da, aber auch Freude. Was kommt als Nächstes? Denn das gibt Dir die Möglichkeit neue Dinge auszuprobieren. Es ist eine besondere Mischung… Wehmut trifft es aber recht gut. Darüber hinaus bin ich froh, die Derniere zu spielen, das ist eine besondere Sache.

Was bedeutete Dir MM?

Ich halte MM persönlich für ein sehr gutes Stück, es ist fantastisch geschrieben. Wenn man es 8x die Woche spielt kommen noch andere Aspekte hinzu, da man ja jedes Mal die gleiche Leistung abliefern muss.

Wenn man dann von dem Stück überzeugt ist fällt einem das natürlich leichter. Gerade bei einem Part wie Sky, der nicht wirklich die Möglichkeit hat sich warm zu spielen, ist es natürlich noch mal eine andere Herausforderung auf den Punkt voll da zu sein. Man hat Auftritte von 23 Minuten, geht wieder ab und hat Pause, welche ich auch dann und wann genutzt habe Teile der Show von der Seite anzuschauen. Das hat mir geholfen keine allzu große Routine zuzulassen, da es einfach jedes mal Spaß gemacht hat zuzuschauen. Außerdem animiert die Leistung der Kollegen einen dann dazu alles zu geben. Ich finde es toll, wie bei Mamma Mia Spannung aufgebaut wird z.B. werden die Leute in „Durch meine Finger rinnt die Zeit“ über 1015 Minuten ganz nahe am Wasser gehalten und dann löst sich die Spannung in einem Lacher

Was gefällt Dir am Charakter Sky?

Der Sky…(seufzt ein wenig) Ich finde es immer spannend, wenn jemand einen Wechsel in seinem Leben durchmacht. Ich meine, ich habe früher auch Wirtschaftsingenieurwesen studiert und kam jetzt zu diesem Beruf. Das war auch erst mal ein krasser Bruch. „Mein Sky“ war sehr erfolgreich im Beruf. Mit Ende 20 merkt er „nee, das kann’s nicht gewesen sein, ich such was Neues“. Er geht auf diese Insel… und verliebt sich in dieses junge Mädchen, das voller Emotionen ist. Sky braucht diese Auszeit um sich zu finden. Das fand ich spannend.

Die Show ist ein echter Stimmungskracher. Kann man was fürs Leben mitnehmen?

Na ja, also ich finde es wichtig, dass die Leute für 23 Stunden den Alltag vergessen. Wir machen Unterhaltung und versuchen das natürlich auf einem hohen Level zu machen. Ich glaube es fällt leicht, sich in diesem Stück selbst wieder zu finden, einer Situation oder einem Charakter. Groß die Welt verändern wird es nicht, aber vielleicht regt es den ein oder anderen an, seinen Alltag, sein Leben leichter zu nehmen. Ich glaube, dass wir im Kleinen anregen bewusster zu leben und das Leben mit offeneren Augen wahrzunehmen.

MM ist gespickt mit Humor. Musst Du selbst manchmal noch lachen?

Ich bin, leider Gottes, jemand, der furchtbar leicht zum Lachen zu bringen ist. Manchmal hat das auch gar nichts mit dem Stück zu tun. Ich hasse es, wenn es mir passiert, ich lache mich zwar schepps auf der Bühne aber hinterher ärgere ich mich zu Tode. Auf der Bühne probiere ich dann ganz cool zu sein. Oftmals ist es auch so, dass irgendein schriller Lacher aus dem Publikum kommt, in einem Moment an dem man es nicht erwartet, dann muss man sich selbst ganz schön zusammenreißen. Aber man hat schon Tricks wie das geht, dass es nicht so auffällt.

Apropos Humor! Verrätst Dein peinlichstes/lustigstes Bühnenerlebnis?

Oh! (überlegt eine Weile) Bei Romeo & Julia gab es da mal was, es betraf alle Montagues, wir waren alle so müde und mussten beim Tod von Mercutio so dermaßen lachen… Gut, bei Sterbeszenen kann man sich immer ganz gut verstecken, da Lachen und Weinen ganz nah beieinander liegen, aber da war es zum Teil echt sau auffällig… Das Peinlichste war sicherlich ein Textvergesser oder als ich bei MM vergas auf die Bühne zu kommen und dann ausgerufen worden bin. Das war nicht so gut und ein bisschen peinlich!

Kommen wir zu „LesMis“. Musikalisch und thematisch gesehen ist der Kontrast zu MM enorm!

LeMis ist eines meiner absoluten Lieblingsstücke. Es ist ein großartiges Stück mit fantastischer Musik, wo Du teilweise gar nichts anderes machen musst, als einfach nur auf die Musik zu hören. Emotionen stellen sich dann ganz von alleine ein. Ich finde historische Stoffe mit reellem Hintergrund immer ganz toll. Wenn Du das Buch liest und die Zeit ein bisschen recherchierst, kannst Du deinen Charakter viel besser darstellen. Das kann teilweise aber auch missverstanden werden. Es wurde einmal geschrieben, ich hätte übermäßig trottelig den Verliebten gespielt. Aber es war eine Zeit, die man mit heute nicht vergleichen kann. Im Roman sieht Marius ein halbes Jahr lang Cosette aus der Ferne an. Wenn sie vorbeiläuft traut er sich nicht mal sie anzublicken. Das war nicht so wie heute: „Gib mir mal Deine Handynummer…“ Damals war es anders. So muss man es spielen. Der Regisseur Helmut Lohner wollte es so pur und echt wie möglich darstellen, keinesfalls schönfärberisch.

Marius ist im Gegensatz zu Sky weniger humorig…

Zunächst einmal sind Beide klassische jugendliche Liebhaber aber sie unterscheiden sich schon sehr. Ich fand es super, LeMis zu spielen und am nächsten Tag MM, man hat dann diesen krassen Gegensatz von GuterLauneShow und in LeMis, sterben sie alle. Du hast eine super Abwechslung, es ist toll das zu spielen. Marius bekommt es ganz knüppeldick ab, letztlich hat er zwar sein Happy End mit Cosette, aber seine ganzen Freunde sind tot, er hat eine scheiß Zeit erlebt, einen krassen Barrikadenkrieg mit Toten und Verletzten, er selbst ist schwer verletzt, Eponine stirbt in seinen Armen… Sky hat mal eine kurze Streitszene, aber dann ist gleich alles wieder gut.

In welcher der Rollen erkennst Du Dich am ehesten wieder?

Patrick SchenkEs steckt in Beiden natürlich sehr viel von mir und auch der Marius, um noch mal auf den Humor zurück zu kommen, hat schon so seine charmanten Momente. Was ich da wieder finde? Wie gesagt, bei Sky ist es der Wechsel, der Schritt, „jetzt mach ich was anderes“. Marius liegt mir aber auch sehr am Herzen. Gerade Werte wie Freundschaft und Liebe schätze ich sehr.

Welchen Charakter würdest Du sofort wieder spielen, oder welche Rolle überhaupt?

Ich habe den Sky jetzt ein Jahr gemacht. Das war ein schönes Jahr, aber ich kann nichts Neues mehr rausholen. Gesanglich gesehen hat Marius sehr schöne Linien, ich hatte da natürlich viel mehr zu singen, das würde ich schon gern noch mal machen. In 10 Jahren oder so wüde ich sehr gerne Valjean singen, auch wenn ich von der Statur her nicht so der Brecher bin. Jekyll wäre mit Sicherheit auch sehr interessant. D’Artagnan hätte ich gerne gespielt,… so mit Fechten!

Hast Du besondere Erlebnisse aus Bad Hersfeld mitgenommen?

Ich fand es sehr angenehm dort. Es herrscht ein besonderer Geist. Man weiß, es ist ein Freilichttheater, wir machen gute Arbeit, aber es darf auch Spaß machen. Es war ein tolles Ensemble, auch mit sehr erfahrenen  Leuten. Alles war sehr entspannt, jeder wusste, was er zu tun hat und hat diese Arbeit auch gemacht. Toll war der enge Kontakt den man mit der Band und mit Schauspielern anderer Stücke hatte.

In „Romeo & Julia“ hast du Benvolio gespielt! Die Wandlungsmöglichkeit vom Komödianten zum ernsten Vermittler muss toll gewesen sein…

Ja, Benvolio, liegt mir auch sehr am Herzen. Das war eine bombastische Rolle. Die Gangs kämpften in Verona, aber bis dato lief das Leben recht easy ab und sie hatten ihren Spaß. Sie waren ganz normale Teenager doch auf einmal werden sie durch die Morde aus dem Leben gerissen. Benvolio ist der einzige, der übrig bleibt um die Geschichte weiter zu erzählen. Das ist natürlich ein genialer Stoff für einen Schauspieler. Das Stück selbst ist natürlich total krank und das kommt in der Mischung aus krassem Tanz klar zum tragen. Was mir bei R&J auch sehr gefiel: jeder im Ensemble hatte sich eine eigene Geschichte, seinen eigenen Charakter gebaut. Die Hauptdarsteller hatten es echt schwer sich daneben zu beweisen, wenn die nachgelassen haben, dann hat man sie nicht mehr gesehen, sie mussten echt immer Vollgas geben.

“R&J“ transportiert Dinge wie Romantik, Träumerei oder die Illusion, Liebe könne Hass vertreiben. Hat Dich die Rolle geprägt?

Ich weiß nicht, ich glaube nicht. Wenn man sich mit der Rolle beschäftigt setzt man sich natürlich auch mit solchen Fragen auseinander und findet hoffentlich auch Antworten. Wir Menschen sind leider doof genug um immer wieder die gleichen Fehler zu machen auch wenn man die Erkenntnis hat. Ganz wichtig finde ich Toleranz. Jeder weiß, Kriege, Gewalt und Streit über Nichtigkeiten sind scheiße und trotzdem passiert es  weil man Mensch ist.

„Wie sag ich’s ihm“ löst gewaltige Emotionen aus. Wie war es bei Dir?

Man muss sich das mal vorstellen…, gerade jetzt im Moment, wo ich das in Gedanken zurück geholt habe, hab ich kurz eine Gänsehaut gekriegt,… er muss seinem allerbesten Freund die furchtbare Situation mitteilen, dass seine große Liebe nicht mehr da ist. Ihm das sagen zu müssen, ist ein riesiger Kampf. Dieses Leid, das er für seinen Freund empfindet, ist hart. Alles verändert sich, zerbricht. Die Welt wie sie vorher war ist nicht mehr so. Das ist alles in diesem Song drin, diese Verzweiflung. In den Proben hatte ich als Darsteller sehr viele emotionelle Phasen wo man es körperlich und emotionell erfährt, um was es da geht. Da blieb dann was hängen und man transportierte es immer wieder. Das war eine Nummer die emotional viel abverlangt. Man selbst wächst als Schauspieler dadurch, insofern ist es toll, solche Rollen zu spielen.

Wie wichtig sind Dir generell Erstbesetzungen?

Erstbesetzungen zu spielen ist mir schon wichtig. Aber nicht aus Imagegründen oder Eitelkeit, sondern weil ich selbst die Möglichkeit haben möchte eine Rolle zu kreieren, das ist schließlich mit das Spannendste an unserem Beruf. Dennoch sehe ich mich als Ensemblespieler und es kommt ja auch immer auf die Produktion an. Generell ausschließen im Ensemble zu spielen würde ich aber nie machen. Schließlich habe ich dort angefangen und es hat großen Spaß gemacht. Ich möchte einfach das machen, was mich reizt, wo mein Bauch mir sagt, mach das. Als Zweitbesetzung bist Du allerdings oft in einer recht angenehmen Lage, Dinge, die die Erstbesetzung vorgibt abzuwägen, zu ändern und anders zu machen. Das bietet Möglichkeiten ein bisschen aufzutrumpfen.

Hast Du feste Engagements oder Zukunftspläne nach MM?

Ich mache erst mal eine Pause. Im  Frühjahr spiele ich in „Jesus Christ Superstar“ in Magdeburg den Petrus. Weitere Angebote, jetzt für Herbst, habe ich erstmal bewusst abgesagt.  Es sind einige Geschichten liegen geblieben, die ich über das Jahr machen wollte. Ich nutze die Zeit wieder an meinen Basics zu arbeiten, z.B. kontinuierlich Gesangsunterricht zu nehmen. Ich würde auch gern als Konzertsänger einfach mal touren. Und dann stehen demnächst wieder Auditions an.

Gutes Stichwort: Konzert! Verrätst Du uns Genaueres?

Also ich plane im Januar eine Gala mit Kollegen. Ich möchte auch Demos für den Bereich Film erstellen, mich mit Leuten zusammensetzen, sprechen. Es ist alles noch ziemlich unkonkret. Es gibt Freunde mit denen ich schon immer Konzerte geben wollte. Ich übernehme jetzt den Part, werde ein Konzert und Zeitpläne erstellen und Programme andenken und dann auf Kollegen zugehen.

Viele Deiner Kollegen/innen produzieren CDs, mit Musicalsongs und/ oder Eigenkompositionen. Du auch?

Vielleicht mache ich das irgendwann auch mal, keine Ahnung. Ich schreibe selbst keine Musik, ab und an ein kleines Gedichtchen, aber ich möchte gerne einen Roman schreiben. Das hat jetzt mit Musical nicht viel zu tun, aber vielleicht gibt es ja eine Vorlage für den Stoff oder ein Drehbuch, oder beides. Um einen guten Roman zu schreiben muss man zudem viel recherchieren, was einen geistig auch fordert. Ich glaube, ich brauche jetzt eine geistige Beschäftigung. Nach meinem Urlaub habe ich erfahrungsgemäß viel Motivation, Lust und Ideen. Und auf die Organisation der Konzerte freue ich mich richtig. Ich glaube es  gibt ganz viel zu tun.

Eine HP gibt es von Dir noch nicht.

Patrick Schenk(seufzt verzweifelt!) Oh Gott! Das ist ein Feld, das ich wirklich sehr vernachlässigt habe. Man darf nicht unterschätzen, es ist wirklich wichtig präsent zu sein, auch dass Leute die richtigen Informationen bekommen. Das steht ganz oben auf meiner Prioriätenliste. Ich weiß, es gibt Nachholbedarf und es erleichtert ja auch Einiges. Man kann selbst steuern welche Informationen Leute bekommen z.B. ein Spielplan.

In Deiner Vita steht Du hast Wirtschaftsingenieurwesen studiert. Wie kommst Du auf Musicaldarsteller?

Wie kommt man da hin? Ich habe KFZMechaniker gelernt und später das Abi nachgemacht. Dann studierte ich Wirtschaftsingenieurwesen. Ich hatte jedoch immer so eine Sehnsucht nach etwas Anderem. Mit 18 sah ich Miss Saigon und dachte, „ja geil, das würde ich super gern machen“. Damals dachte ich mir, ich bin zu alt mit 18 das schaffe ich nie, aber die Leidenschaft und das Wollen war doch stärker und so habe ich in „Evita“, einer  Amateurproduktion, den Ché gespielt. Wie furchtbar, oh Gott! (schlägt die Hand vors Gesicht) Ich konnte Nichts, gar Nichts, aber hatte ein Ego, wie, … dass alles zu spät war! Ein Jahr später habe ich Berger in „HAIR“ gesungen, das war dann EGOMäßig noch schlimmer. Bei Evita  hab ich gemerkt, DAS ist es Ich bereitete mich auf die Aufnahmeprüfungen in Essen vor und wurde für das nächste Semester genommen. So fiel die Entscheidung.

Hast Du diesen Schritt bereut?

Also, nicht fertig studiert zu haben, hab ich bisher noch nicht bereut. Das Leben wäre glaub ich einfacher als Ingenieur, aber nicht so aufregend. Ich merke nur es reicht mir nicht 8x die Woche auf der Bühne zu stehen. So ist der Beruf und das ist auch gut so, aber ich persönlich brauche einfach noch eine andere, geistige Herausforderung, welcher Art auch immer.

Gibt es ein Lebensmotto bei Dir?

Lebensmotto!? Eigentlich nicht! Ich habe in meiner Laufbahn ein paar Kollegen und Freunde getroffen die ich mag, aufrichtige Menschen, mit einer gewissen Ehrlichkeit in sich. Ich mag es mit Menschen zusammen zu sein, die in Anderen das Gute sehen und das Gute wollen. Ich möchte dass die Welt wirklich ein bisschen besser ist… Das könnte ein Lebensmotto sein. Einfach Toleranz leben, das finde ich wichtig.

Möchtest Du abschließend den Lesern von Da Capo und Deinen Fans etwas mitteilen?

DANKE! Danke den Fans und den Leuten die mich kennen und unterstützen. Ich schätze das wirklich, den Aufwand, den sie betreiben, es ehrt mich und dafür bin ich dankbar.

gekürzt Erschienen: DaCapo 2007

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